Odd Future Wolf Gang Kill Them All – Live am 6.5. im Cassiopeia in Berlin

09.05.2011
Foto:Jan Wehn
Tyler, the Creator und seine Jungs von Odd Future Wolf Gang Kill Them All haben am Freitagabend zu einem HipHop-Konzert der etwas anderen Art geladen. Chaos und Anarchie gab’s, aber der Club wurde stehen gelassen.

»Sorry, möchten Sie mein Arschloch sehen?« Sechs klare Worte, die Tyler, the Creator am vergangen Freitag über seinen Twitteraccount in die Timeline schickte. Welcher findige Journalist ihm bei den Interviewsessions am Nachmittag diese obszöne Offerte fehlerfrei ins Deutsche übersetzte, bleibt wohl ungeklärt. Der einzige Deutschlandgig der Wolf Gang um Tyler, The Creator war schon nach wenigen Stunden ausverkauft. Selbst als das restliche Kontingent am nächsten Tag noch angeboten wurde, gab es so gut wie kein Durchkommen mehr. Dementsprechend vollgepackt war der Biergarten vor dem Cassiopeia am Freitagabend dann auch. Irgendwann tummelten sich Hodgy Beats und der Rest der Gang auch auf dem Gelände und bestaunten die Kletterer an einer der Wände, die sich im Umkehrschluss so gar nicht beeindruckt von der Wolfsbande aus Los Angeles zeigten. Nebenan wurde im Rahmen der dritten A Tale Of Two Cities-Jam von Etnies in der Skatehalle Berlin noch fleißig geskatet – das war dann schon interessanter und perfektes Surrounding für die OFWGKTA-Jungs.
Die beschlossen dann kurz vor Stagetime tatsächlich auch noch spontan die Berliner Mauer zu beschauen und dabei ein paar Spots in der Stadt unsicher zu machen – so sagt es zumindest die Legende, die am Abend über die Bierbecher hinweggeflüstert wurde. Irgendwann geht es dann aber tatsächlich los – das Publikum wird mit Travis Baker, Waka Flocka und britischer Bassmusik beschallt. Fast unmerklich stürmt die Odd Future-Bande die Bühne, um wenige Sekunden später wie die Rugrats auf billigem Pep durchzudrehen.

Fast unmerklich stürmt die Odd Future-Bande die Bühne, um wenige Sekunden später wie die Rugrats auf billigem Pep durchzudrehen.

Nun hatte man ja schon in diversen Foren gelesen und sich verwackelte YouTube-Mitschnitte angesehen – die Odd Future-Shows sind Chaos und Anarchie pur. Schon nach 15 Minuten die ersten Stagedives, welche Crowdsurfer nach sich zogen. Eben noch blütenweiße Sneaker sind plötzlich tiefschwarz und werden dem Nebenmann beim Moshpit ins Gesicht gerammt. Tyler und Hodgy holen einen Fan im Rollstuhl auf die Bühne. Sie salutieren, brüllen gefühlte 1000-mal den Trademark »Golf Wang«, Tyler marschiert in seinen Tube-Socks apahtisch auf und ab. Verdrehte Augen wie bei einem Vodoo-Zeremoniell, Hodgy Beats liegt jetzt quer über dem DJ-Pult. »Goblin came out in Europe today«, ruft Tyler. »Who bought this fuckin’ shit?« Scheinbar haben recht viele den fuckin’ shit gekauft.
Dann holen die Jungs tatsächlich knapp 60 Leute auf die Bühne. Klimmzüge an der Lichtanlage, noch mehr Moshpits – stellenweise mutet der Gig wie eine exzessive Hardcore-Show an. Eine kurze wohlgemerkt – denn nach einer knappen Stunde ist der Spaß schon wieder vorbei. Eine gute Show, die für HipHop-Verhältnisse ordentlich »riotig« daherkam – für ein recht bequemes Rap-Publikum war das schon ein Novum.
Tyler’s Arschloch gab es dann natürlich nicht zu sehen. Das Oberhaupt der Wolfsbande schnappte sich nach dem Gig sein Skateboard, rollte durch die Menge und verschwand in einem schwarzen Van, der mit quietschenden Reifen davonbrauste. Am nächsten Morgen wird Tyler folgendes twittern: »It Just Hit Me That I’m In Europe Playing A Bunch Of Sold Out Shows What The Fuck. Its Niggas Twice My Age That Haven’t Left The US. Damn.« So ganz kann er das alles selbst noch nicht glauben. Darf er aber. Denn die Show war imposant – und Goblin ist ein verdammt gutes Album.