Gregory Bojorquez – »Streets of L.A.«, Fotoausstellung in der Hardhitta Gallery in Berlin

15.09.2011
Foto:Gregory Bojorquez
Die Hardhitta Gallery in der Potsdamer Straße in Berlin zeigt noch bis zum 3.10. Arbeiten des amerikanischen Fotografen Gregory Bojorquez. In den Arbeiten wird deutlich: Die Straßen von Los Angeles sind beides – Verzweiflung und Versprechen.

Man kennt sie, diese Ecken, diese posenden Jungs mit ihren schweren Goldketten, die ablenken von den jungen Gesichtern. Und auch die Mädchen, die ihre Hintern in die Kamera schwingen, hat man schon einmal irgendwo gesehen. Auch die schwere Wolkendecke über Los Angeles, die Straßen und die Treppen, die Tankstelle – alles ist, als hätte man es schon einmal gesehen, in einem Gangsterfilm, oder gehört, in Amerikas dunkelstem Hip Hop. Doch jetzt sieht man sie anders, näher. Man bekommt eine Ahnung von ihren Geschichten, ihrer Herkunft und ihren Problemen, denn der Fotograf selbst kennt sie gut.

Gregory Bojorquez ist neben diesen Jungs und den Mädchen, unter der Wolkendecke des berüchtigten East Los Angeles aufgewachsen. Seit zwei Jahrzehnten hält er sein Umfeld auf starken Bund- und Schwarz-Weiß-Fotografien fest. Sie zeigen ein L.A., das man sonst nur aus Filmen kennt, das dann aber plötzlich doch schockiert. In den Fotos steckt eine Wahrheit und Authentizität, die man auf vergleichbaren Motiven noch nie gesehen hat. Die hübsche Hardhitta-Galerie, gelegenin einem Hinterhof in der Potsdamer Straße (der neuen Auguststraße?) in Berlin, zeigt bis zum 3.10. Fotografien von Bojorquez.

Einer guckt zu Boden, als würde er sich verbeugen, eine Tätowierung auf dem Kopf, 20 Minuten später ist er tot.

Bojorquez erzählt in ihnen von den Evergreen Brothers, die er am Nachmittag fotografiert hat, stark, jung, unbesiegbar, bevor sie beide am selben Abend in einem Bandenkrach erschossen werden. Von Wolf and Duck, die stolz und mit nackten, tätowierten Oberkörpern posieren, ein Siegerlächeln auf den Lippen; sie haben gerade einen Jungen verprügelt. Von der Friday Night Party, von den Jungs in Feierlaune. Einer guckt zu Boden, als würde er sich verbeugen, eine Tätowierung auf seinem Kopf, 20 Minuten später ist er tot.

Die Bilder zeigen aber auch ein junges Paar in einem Swimming Pool, träumend, unschuldig, ein »Wish you were here« auf dem blauen, weiten, kalifornischen Himmel, fliegende Vögel zwischen Strommasten, die von einer Sehnsucht erzählen, wie nur die Jungen sie haben, wenn sie denken, sie könnten die Welt erobern. Bojorquez’ Fotos sind poetisch, manchmal gnadenlos, manche wirken fast inszeniert oder aus einer anderen Zeit, doch es ist das dunkle und wirkliche Hier und Jetzt unter dem hellen kalifornischen Himmel, das man in der Ausstellung Streets of L.A. entdecken kann.