THEEsatisfaction – Nicht mehr zu stoppen

20.06.2012
Foto:David Belisle
Sie lieben die Musik von ESG, lesen Afro-Science-Fiction-Romane und erklären sich selbst zu »Empresses of Time« aus eine vorägyptischen Dynastie. Mit THEESatisfaction kommt aus dem Umfeld von Shabazz Palaces ein weiterer toller HipHop-Act.

Was soll man von einem Duo erwarten, das sich selbst als »Empresses of Time« aus einer vorägyptischen Dynasty und als »Queens of the Stoned-age« beschreibt? Die Frage bleibt offen, sie wird auch nicht viel klarer nachdem man die Musik von THEEsatisfaction gehört hat, wo Funk, Jazz, R&B, Soul und Hip Hop alle miteinander zu einem farbenprächtigen Kaleidoskop musikalischer Referenzen verwirbelt sind, gekrönt von einem Bündel originellem Feminismus. Die »Kaiserinnen«, die hinter THEEsatisfaction stehen heißen Stasia Irons und Catherine Harris-White, sie regieren die Stadt Seattle, wo sich die beiden 2005 trafen. _»Wir bewegten uns in denselben Kreisen und waren auf den selben Open Mic-Nächten. Durch die Musik hatten wir immer eine starke Verbindung, schrieben permanent neue Songs«, erklärt Catherine, die einen Jazz-, Funk-, und Soulhintergrund hat, während Stas eher durch Gospel, Rap und New Jack Swing beeinflusst wurde. Die beiden jammten zusammen und sangen sich gegenseitig Songs vor. Im Jahre 2008 machten sie dann den nächsten Schritt und begannen eine Reihe selbstproduzierter und -veröffentlichter EPs, die sie »That’s Weird« nannten. Obwohl die beiden nur Zugang zu Basis-Aufnahmegeräten hatten, gelang es ihnen beeindruckende Lieder zu kreieren, geschnürt mit einer eklektischen Mischung von Malcolm-X-Reden und Stevie-Wonder-Samples, die ihre Songs frech »Celebrate Colonialism« und »Sandra Bollock’s Black Baby« betitelten. Die beiden, zu diesem Zeitpunkt ein Liebespaar, zeigten dass sie gleichzeitig wild, historisch, vampish und fröhlich sein können. Es war kaum zu glauben, dass ihre Tracks zu Hause produziert waren.

»Ich erinnere mich, ein Gemälde von Obama mit einem Hitlerbart gesehen zu haben. Es inspirierte mich auf bestimmte Weise.«

Stasia Irons
Das änderte sich jedoch: nach Gastbeiträgen auf Shabazz Palaces »Black Up« unterzeichneten die beidem bei Sub Pop. Die Verschiebung von Do-it-yourself zum Major-Indie-Label verlief für die beiden nicht schrittweise. Dennoch: »Der Übergang war total sanft und natürlich«, sagt Stasia, »Es gab reichlich Veränderungen, aber keine mit der wir nicht umgehen konnten. Wir haben die Art und Weise wie wir Songs schreiben nicht verändert, aber wir haben jetzt mehr Erfahrung.« Ihr erstes vom Label veröffentlichtes Album, »awE naturalE«, ein mit hypnotischem Groove und sanftem Gesang gefülltes Album, gespickt mit geistreichen Texten, wie »Hitler stashed Obamas wearing army colored sashes/ rainbow flags blowing, burning crosses, sprinkled ashes/ in the oiled waters of the dollars dropped on masses/ THEEsatisfaction could give a fuck about a fascist«. Ihre Inspirationen für dieses Album kamen vom »Rap-, Funk- und Jazzhören. ESG war eine unserer Süchte. Wir lasen einige Afro-Science-Fiction-Romane und ein paar Autobiographien von einigen unserer Lieblingskünstler. Ich erinnere mich, ein Gemälde von Obama mit einem Hitlerbart gesehen zu haben. Es inspirierte mich auf bestimmte Weise«, so Stas. Selbst wenn man THEESatisfaction nur leise im Hintergrund hört, ist es schwer nicht die biblischen oder geschichtlichen Referenzen herauszuhören. »Wir sind Forscher und waren schon immer sehr wissbegierig. Ich denke, es gibt für jeden etwas, das sie/er aus unserer Musik mitnehmen kann. Es liegt am Zuhörer herauszufinden was es ist und ob sie/er es mag oder nicht«, erklärt Cat. Die beiden haben schnell eine eigene Handschrift entwickelt: futuristische HipHop- und Jazzmelodien verwurzelt in Old-School-Hip Hop, ein Strom von Gewissenstexten, bedeutungsvollem Murmeln, das Beenden der Sätze der jeweils anderen beweist wie tief sie sich gegenseitig kennen. »AwE NaturalE«, ihr Debütalbum, ist sicher nur das Sprungbrett zum großen Ziel des Paares: »Wir hoffen, wir können Liebe und positive Energien weit und breit verstreuen. Wenn Leute uns und unsere Existenz in Frage stellen, prüfen wir das, froschen und machen weiter.« Diese beiden sind nicht mehr zu stoppen.