The Doppelgangaz – Spread the Doppel Gospel

11.10.2012
»The Doppelgangaz«, »The Ghastly Duo«, »The Groggy Pack« so kreativ wie ihre Namensgebung ist auch der humorvolle Kult, den die beiden Jungs aus NYC um sich selbst aufziehen. Doch dabei sollte man auf gar keinen Fall ihre Musik vergessen!

The Doppelgangaz haben Humor. Anstatt sich hinter Anonymität zu verstecken, initiieren die Jungs aus New York lieber ein skurriles Medien-Alter-Ego und schlüpfen damit quasi in die Rolle ihrer eigenen »bösen« Doppelgänger. Sobald das Thema irgendwie an der Privatsphäre des »Ghastly Duo« kratzt, kontern die beiden mit Ego-Persiflagen. »Ich erinnere mich an das eine Mal, als ich verhaftet wurde«, erzählt Matter Ov Fact, einer der »Lone Sharks«. »Als ich auf dem Revier saß, kam plötzlich EP durch die Tür, auch in Handschellen. Ich meinte zu ihm ›Auf drei, sag wofür sie dich dranbekommen haben!‹ und wir brüllten gleichzeitig: ›Gesetzeswidriger Körperkontakt gegenüber Dritten‹.« Seitdem ›Sharken‹ sie gemeinsam. Einer begeht die Tat, der andere filmt. Diese Anekdoten mit leicht verstörendem Unterhaltungsfaktor erzählen die beiden gerne über ihren alternativen Zeitvertreib dem »Sharking«, wie sie es nennen. Nach und nach wurde so ein ganzer Kult konzipiert, der sich aufgeschrieben wie die Theorien einer obskuren HipHop-Sekte anhört. Sie seien von den ominösen »Raplords«, Mächten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, auserkoren worden, den »Black Cloak Lifestyle« zu verbreiten und Verwüstung zu verursachen. In ihren Musikvideos kann man den »Post Grad Gross Lads« dann dabei zusehen, wie sie in schwarzen Polyester-Umhängen Pfandflaschen wegbringen gehen oder sich in der unberührten Pampa von Orange County, NY auf Suburbsafari machen. »Niemand fragt uns ob wir eine NZT-Fabrik in Peekskill, NY, haben, um unserer musikalischen Schaffenskraft auf die Sprünge zu helfen. Die Antwort ist ein klares: Vielleicht!«_ Jedes unangenehme Tabu wird persifliert. Alles wird ironisiert. Sie sprechen vom Konsum harter Drogen oder Industriealkohol, zeigen sich fast überall in Begleitung einer überdimensional großen, nackten Barbie-Puppe namens »Bamber Cose«, die ganz zufällig den gleichen Haarschnitt wie Amber Rose, die Ex’ von Mr. Kanye West trägt, und zählen »Dumpster Diving« und regelmäßige Bordellbesuche zu ihrem liebsten Freizeitbeschäftigungen.

»Warum können wir nicht einfach für unsere Musik geliebt werden? Alles, was diese Ladies von uns wollen, sind unsere Adonis-Körper.«

Matter ov Fact
Neben den vielen erfrischend-erheiternden Großstadtmärchen der Gebrüder Groggy, sollte man allerdings auf gar keinen Fall ihre Musik vergessen. Oder wie es das Doppel selbst ausdrückt: »Warum können wir nicht einfach für unsere Musik geliebt werden? Alles, was diese Ladies von uns wollen, sind unsere Adonis-Körper.« Das Zwillingspaar-im-Geiste kennt sich seit der dritten Klasse, Grundschule. Sie machen Musik zusammen seit 1998. Im Jahre 2009 erschien das erste Album »2012: The Beginning«, es folgte Anfang 2011 »Beats for Brothels Vol.1« und fünf Monate darauf das in Liebhaberkreisen hoch gelobte »Lone Sharks« und knapp ein Jahr später, im Juni 2012, »Beats For Brothels, Vol. 2«. Quantität und Qualität sind hier die Devise, vor allem wenn man dabei berücksichtigt, dass die beiden quasi alles in Eigenregie umsetzen. Nachdem kein passendes Label da war, haben Matter Ov Fact und EP just ein eigenes aus dem Boden gestampft. Alle ihre Releases laufen über Groggy Pack Entertainment. Das ermöglicht Autonomie. EP produziert selbst und ist dabei im Vergleich zu anderen Beatmakern in den Staaten nach wie vor unterschätzt. Seine Beats haben Raffinesse, Abwechslung und einen gelassenen Flair von Melancholie, bei dem immer auch eine gewisse Düsternis durchsickert. Ein brasilianischer Bossa Nova-Sample hier, ein smoother Jazzpianoloop da. Die rohe, traditionsgetreue Boom Bap-Drumline wird niemals verraten und trotzdem bleibt der Nachgeschmack eher futuristisch. Alles verschmilzt in einem fließenden Wechselspiel aus instrumentalem Hip Hop und Rap, die Korrelation ist variabel. Textlich präsentieren sich die Doppelgangaz wieder typisch exzentrisch: provokativ, unästhetisch-taktlos und natürlich extrem sarkastisch, um den »heiligen Gospel« in die Welt zu tragen.