Melting Pot Music – »Ich hatte Bock darauf«

01.10.2012
Foto:G. Winter Robert Winter
Hat man in den vergangenen zehn Jahren einmal gezweifelt, das es sich lohnt am Hip Hop festzuhalten, dann hat stets ein Blick zu Melting Pot Music geholfen, sich zu vergewissern. Denn so wissen wir, dass klassische Beats eine Zukunft haben.

»I started Melting Pot Music with a simple concept: I wanted to release music that fit in my personal collection and in my DJ sets«, steht in den Liner Notes des ersten Samplers von MpM aus dem Jahr 2005. 
Zehn Jahre ist es nun her, dass Oliver von Felbert, vielen bekannt als Olski, sein Label gegründet hat. Zu dieser Zeit, im Herbst 2002, war die Musikindustrie auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. »Aus unternehmerischer Sicht war es zu diesem Zeitpunkt sicherlich waghalsig ein Label zu gründen, aber ich hatte Bock darauf«, erinnert sich Olski heute. Doch MPM war von Anfang an mehr als ein Unternehmen. Es bestand der Wunsch, Musik zu veröffentlichen, die dem persönlichen Geschmack eines Plattensammlers und Musik-Nerds entsprach. Über das Internet, insbesondere MySpace und Foren wie Soulstrut.com kamen die ersten Kontakte zu Künstlern zustande und wurde die Basis gelegt.
Ähnlich wie die Labels Tru Thoughts und Ninja Tune, die nicht nur auf ein einziges Musikgenre ausgerichtet sind, begann Olski die Labelarbeit ohne Scheuklappen. Die Musiker kamen während der Anfangszeit zu einem großen Teil aus dem Ausland, was wohl auch daran lag, dass der persönliche Musikgeschmack Olskis eher britisch und amerikanisch als deutsch geprägt ist. »Zu dem Zeitpunkt als ich MPM gegruendet habe, gab es in Deutschland keine Musik, die mich begeistert hat. Dafür musste ich ins Ausland schauen. Ich hatte großes Interesse an neuen Funk- und Soulsachen und wollte Sachen herausbringen, die es so in Deutschland noch nicht gab«, beschreibt der »Potenzialentfaltungscoach« Olski seine Motivation. Die Ausrichtung war so seit Beginn Funk- und Samplelastig; trockene, scheppernde Breakbeats spielen eine tragende Rolle beim Sound, der bei MPM veröffentlicht wird.

»Aus unternehmerischer Sicht war es zu diesem Zeitpunkt sicherlich waghalsig ein Label zu gründen, aber ich hatte Bock darauf.«

Oliver von Felbert
Einer der ersten Slogans von Melting Pot war »Wir sind ein Hip Hop Label, das keinen Rap rausbringt«. Das trifft heute zwar nicht mehr vollständig zu, da inzwischen auch der ehemalige RAG MC Aphroe hier releast, aber im Kern beschreibt dieser Slogan den Sound auch weiterhin. MPM ist ein Label mit einem Hip Hop State of Mind, das aber in erster Linie Musik veröffentlicht, die mit der Rapmusik bloß artverwandt ist. Im Zuge der keimenden Beatmaker-Szene brachte Melting Pot Music erste Beat-7inches heraus. Angefangen mit Suff Daddy und dem schwedischen Soul-Starlet Kissey Asplund folgten weitere Releases von Produzenten wie Brenk, Baptman, Afta-1, Fella Vaughn und Dexter. Mehr und mehr setzte man auch auf das Potenzial an erstklassigen, nationalen Beatproduktionen. In diesem Kontext wurde der Begriff »Köln-Sound« geboren, welcher jedoch nicht ganz zutreffend ist. MPM ist zwar ein in Köln ansässiges Label, allerdings veröffentlichen dort auch Musiker, die nicht in der Rheinmetropole wohnhaft sind, die aber ähnliche musikalische Prägungen haben.

Aushängeschild des Labels ist die »Hi-Hat Club«-Reihe. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Robert Winter werden seit 2009 Beat Produzenten gefeatured und Platten im ästhetischen Schwarz/weiß-Look herausgebracht. Getreu dem Namen Melting Pot werden durch das Label nicht nur Musikgenres miteinander verschmolzen, sondern auch Menschen miteinander verbunden, interessante Projekte ganz bewusst forciert: Brenk und Miles Bonny, TBRCK und Adlib, oder Fleur Earth und Suff Daddy. Genau dies macht MPM als Label im deutschsprachigen Raum so einzigartig. Während viele Labels nach den ersten fünf Veröffentlichungen die Türen wieder schließen mussten, hat Melting Pot Music sein Renommee von Release zu Release kontinuierlich aufgewertet. So inspiriert Melting Pot neue Künstler, sich selbst treu zu bleiben, einen langen Atem zu bewahren und dabei trotzdem erfolgreich zu sein.