Major Lazer – Live am 6.7. auf dem Summerjam

09.07.2013
Foto:Summerjam.de
Welcome to Brostep! Major Lazer machten aus ihrem Auftritt bei dem Summerjam ein durchkalkuliertes Event, bei dem echte Gefühle keinen Platz hatten. 100:0 für die deutsche Nationalmannschaft!

Schweinsteiger: Tor! Müller: Tor! Reus: Wieder Tor. Deutschland führt nach 10 Minuten mit 10:0. Die Masse vor der Siegessäule ist begeistert: Das ist ,Äktschen‘, das ist geil, das macht Spaß. Genau hierfür sind sie gekommen.
Major Lazers Auftritt war zugeschnitten auf solche Event-Fans, wie man sie vom Public Viewing kennt. Es ging nur um‘s Event, um Effekte. Diplo, Jillionaire & Walshy Fire schmissen Vuvuzelas in die Menge, ballerten Lametta aus einer Kanone, surften in einer Kugel über die Menschen. Dazu Visuals auf einer Leinwand: Major Lazer schießt, erobert, rettet, zerstört. Alles blinkte in einer knallbunten 80er-Jahre-Comic-Option. Wieder weiter vorne auf der Bühne wirbelten die Tänzerinnen herum; irgendwann wurden sie von Deutschlands Dancehall Queen unterstützt: Die shakte es kopfüber, wackelte es im Spagat und bouncte es auf der Nase der ersten Reihe. Es ging nur um Hype. Major Lazer bombardierten das Publikum mit allem, was Spaß machen soll. Aber das waren keine impulsiven Emotionen, die da von der Bühne knallten, sondern berechnende Stimmungsmache. Einer wie Diplo, der weiß natürlich, was die gemeine Masse will. Und er gab es ihr. Major Lazer spielten ihren Dancehall-Trap-Brostep-Verschnitt und da sich Menschen am Lagerfeuer immer noch Oasis’ »Wonderwall« wünschen, donnerten sie zwischen die eigenen Songs noch Gassenhauer für Proll-Disco-Besucher: Eurythmics, Prodigy, »Welcome To Jamrock« und natürlich auch den »Harlem Shake«. Den allerdings im Mash-Up mit Mavado. Man will es ja reggae-festival keepen. Überhaupt war der Auftritt so aufgezogen, wie es auf einem jamaikanischen Dance (sprich: Dahns) üblich ist: Ein Song wird hochgefahren, die Masse feuert ihn an, schießt vielleicht mit scharfer Munition in die Luft und nach 30 Sekunden ist die Luft dann auch raus. Also folgt Kracher auf Kracher, es geht Schlag auf Schlag. So kommt keine Langeweile auf – aber erst recht kein nachhallender Genuss. Das wundervolle »Get Free« wurde lieblos zwischengeschoben und offenbarte, wie wenig Platz echte Gefühle in dieser Show hatten: Der auf einem DJ-Set basierende Auftritt konnte nicht über das Musikalische zum Publikum vordringen, sondern nur über den Effekt. Ein »Get Free« kam darin nicht zur Geltung, es hätte eine Band gebraucht, um zu wirken. Danach schoss Podolski noch zwölf Tore, aber irgendwie konnte die Menge da auch schon nicht mehr so richtig jubeln. War ja die Spannung raus. Major Lazer versuchten trotzdem weiterhin Manuel Neuer ein Fallrückziehertor von der Mittellinie schießen zu lassen.