Childish Gambino – Live am 13.2. im C-Club in Berlin

17.02.2014
Foto:Patrick Cavaleiro / © hhv.de mag
Wer eine lustige Show des Entertainers Danny Glover erwartete, der hatte sich jedoch geirrt: Als Musiker Childish Gambino zeigte er sich extrem introvertiert. Es war ihm anzusehen, dass diese Tätigkeit sein persönlichstes Projekt ist.

Als Schauspieler, Entertainer, Stand-Up-Comedian und Drehbuchautor muss Donald Glover niemandem mehr was beweisen. Doch sobald er in die Rolle seines Musiker-Alter-Egos Childish Gambino schlüpft, kommt die Frage auf: Ist er bloß ein weiteres, kurzzeitiges Internetphänomen oder doch vielleicht ein einflussreicher Hip Hop-Künstler der kommenden Generation? Im Vergleich zu anderen extrem erfolgreichen Musikern wie A$AP Rocky oder Odd Future ist er vielleicht nicht der angesagteste, aber mit Sicherheit einer der reflektierteren Jungrapper. Glover ist Teil der Welt aus Show und Schein, ist in seiner Heimat ein gefeierter Star des US-Fernsehens und über seine sozialen Kanäle ein einflussreicher und viel respektierter Meinungsmacher. In der Rolle des Musikers scheint er jedoch am ehesten zum Menschen zu werden, so überzeichnet sein Werk auch bislang ist. Wo das Debüt »Camp« genau diese Überzeichnung schon im Namen trägt, ist das Nachfolge-Album »Because The Internet« sogar fast schon wirr, im positiven Sinn. Wirr begann Childish Gambino auch seine allererste Show in Deutschland überhaupt. Ganz unprätentiös bestieg er im Schluffi-Pulli die Bühne des C-Club, sagte kurz »Hello« und legte gleich los. Nach dem von seiner sonst fabulösen Band erschreckend Nu-Metal’esk interpretierten Intro aus »Because The Internet« entledigte er sich auch schon seiner Kleidung: erst den Pulli, dann noch die Hose und den Rest der Show bestritt er – hüpfend, springend, schreiend, Boxen besteigend – in Boxershorts und Shirt. Das Wirre, möglicherweise ein Resultat der sichtlichen Aufregung von Childish Gambino, verschwand im Laufe des Konzerts, was auch an einem unglaublichen Publikum lag, das ihn zelebrierte als würde er den Weltfrieden bringen und jeden seiner Verse in einem von Weiten beeindruckenden Moshpit gekonnt zu rezitieren wusste. Seine Songs pendelten zwar – zum Nachteil derer, die gekommen waren, um eine reine Hip Hop-Show zu sehen – immer noch zwischen Kitsch (»Heartbeat«) und Realness (»Bonfire«), zwischen gekonntem Falsett-R’n’B und Crossover – aber wer da war, wusste ja, worauf er sich an diesem Samstagabend eingelassen hatte. Wer eine lustige Show vom jungen Entertainer erwartet hatte, der hatte sich deutlich geirrt: Donald Glover war als Childish Gambino extrem introvertiert, schenkte dem Publikum – trotz solchen Rückhalts – zunächst wenig Aufmerksamkeit. Es war ihm anzusehen, dass diese Tätigkeit sein persönlichstes Projekt ist.