2014 – Die 50 Alben des Jahres (Teil 1)

15.12.2014
Dieses Jahr war es schwer wie selten, sich auf 50 Alben zu reduzieren. Viele Newcomer und viele Comebacker haben das Jahr bestimmt. Und immer wieder und in allen Genres wurde am Sound der Zukunft geschraubt. Lest hier Teil 1 der Liste…
Actress
Ghettoville
Werkdiscs • 2014 • ab 24.29€
Ob man in [Actress’](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/967/actress) Metropolenentwurf namens »Ghettoville« wirklich leben möchte? Ein Ort, der die Dämonen beschwört, die Ängste fördert, die Maschinen erweckt, ein klaustrophobischer Ort, zappenduster zugleich. Aber: dort wo der Nebel einem die Sicht nimmt, kann man plötzlich ganz klar sehen. »Ghettoville« ist nicht Detroit. »Ghettoville« ist aber auch nicht London. Völlig befreit von den Einflüssen britischer Clubkultur erweist sich »Ghettoville« als ein um Vielfaches aufregenderer Ort. Paul Okraj

Andy Stott
Faith In Strangers
Modern Love • 2014 • ab 34.99€
Vom sphärischen Intro über die rostigen Grime-Anleihen bis zum Grusel-Outro klingt »Faith In Strangers« wie kein Release von [Andy Stott](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1054/andy-stott) zuvor und trotzdem unverwechselbar nach ihm. Kein Bass wummert härter, keine Soundscape schwirrt dichter und sowieso kann niemand der grazil geisternden Stimme von Alison Skidmore das Wasser reichen. [»Faith In Strangers«](https://www.hhv-mag.com/de/review/7109/andy-stott-faith-in-strangers) ist das trockenste und tröstlichste Album des Produzenten aus Manchester; womöglich das beste und sicherlich das abwechslungsreichste seiner Karriere. Kristoffer Cornils

Aphex Twin
Syro
Warp • 2014 • ab 34.99€
Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause. Die Herzen vieler Elektroniker dürften daher ordentlich fibrilliert haben, als dieses Jahr ihr aller Ziehvater wieder erschien. Und dann auch noch das verrückteste und schönste Zeug aus seinem Synthesizerfuhrpark herauskitzelte, das einem seit einiger Zeit untergekommen ist. Mit welcher Finesse und mit welchem Witz [Aphex Twin](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1706/aphex-twin) auf [»Syro«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6974/aphex-twin-syro) die Beats, Bleeps, Plonks und Outer-Space-Melodien zusammenschraubt, verdient noch immer unverständliches Kopfschütteln und jede Menge Lacher. Jens Pacholsky

Arca
Xen Deluxe Edition
Mute • 2014 • ab 29.99€
Mit seiner Beteiligung an Kanyes »Yeezus« verbuchte Alejandro Ghersi als [Arca](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3782/arca) einen nicht ungefährlichen Hype. Umso erfreulicher, dass sich die Künstlerpersona Arca auf Ghersis Debütalbum zurücknimmt und dem Androiden [»Xen«](https://www.hhv-mag.com/de/review/7053/arca-xen) die Hauptrolle überlässt. Dieses Mensch-Maschine-Wesen findet seinen Ausdruck in körperbetontem Reggaeton-Voguing, empathischem Harfengeklimper, kalten Flächen und kreischenden Synth-Panikattacken. Irgendwo in den Rillen dieser Platte liegt der Code der Zukunftsmusik verborgen. Wenzel Burmeier

Barnt
Magazine 13.
Magazine • 2014 • ab 11.19€
Köln ist hässlich, aber schön. Barnts Musik ist oft ganz schön hässlich und hat dennoch mehr Charme als fast alles was dieses Jahr an Langspielrillen im Bereich House und Techno veröffentlicht wurde. Kaum Bass, kaum Druck auf der Zwei und der Vier, Synthmelodien, die sich in ihrem dadaistischen Autismus wohlfühlen und von sich scheinbar nach Zufallsprinzip ertönenden, fast militaristisch anmutender Staccato-Percussion zerschießen lassen. So oder ähnlich läuft das auf Magazine 13. Am Ende hat man nichts verstanden, aber alles gefühlt. Florian Aigner

Ben Frost
Aurora
Mute • 2014 • ab 22.99€
Bis in diesem Jahr [»A U R O R A«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6333/ben-frost-aurora) erschien, hatte man fast vergessen, dass [Ben Frost](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/657/ben-frost) selbst Musik macht, so sehr ist er in den letzten Jahren als Studiotechniker und Produzent aufgegangen und hat in der Zusammenarbeit mit Tim Hecker oder Valgeir Sigurðsson mehr hinter den Kulissen an einem druckvollen Ambientsound gearbeitet. Dieser entlud sich in einer Eruption wie die Lava eines isländischen Vulkans und zog als Aschewolke über die weltweite Musiklandschaft. Ich meine, hier wurden soundtechnisch Maßstäbe gesetzt, welche die elektronische Musik noch nachhaltig beschäftigen wird. Sebastian Hinz

Bohren & Der Club Of Gore
Piano Nights
Pias • 2014 • ab 31.99€
Ihre Easy-Listening-Platte, das soll »Piano Nights« sein, sagten die Herren aus Mühlheim vor der Veröffentlichung. Und vielleicht haben sie damit Unrecht. Zwar fehlt diesem Album die Schwärze, die »Black Earth« zum Senken des Sargs in die Erde machte, doch trotzdem hat [»Piano Nights«](https://www.hhv-mag.com/de/review/5915/bohren-der-club-of-gore-piano-nights) die Entschleunigung im Kern. Doom und Jazz, Tiefe und Nacht, Realismus und Romantik. Leicht ist diese Platte an der Oberfläche, aber bei Bohren & Der Club Of Gore passieren die besten Sachen unter dem Sound, in der Atmosphäre, in der Spannung, in der perfekten Dunkelheit. Björn Bischoff

Andy Stott
Faith In Strangers
Modern Love • 2014 • ab 34.99€
[The Budos Band](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/38/the-budos-band) hat sich mit [»Burnt Offering«](https://www.hhv-mag.com/de/review/7162/the-budos-band-burnt-offering,) ihrer vierten LP, erlaubt neue Ufer zu erkunden, und ist ihr Fangemeinde doch treu geblieben. Sie haben eine Brücke zwischen dem Rock der 1970er Jahre und dem Ethiojazz der Jetztzeit geschlagen, wo sie vorher scheinbar keiner vermutet hatte. Ohne Sang und Klang hat The Budos Band ein neues Subgenre geschaffen, und bewegen sich in ihm auf Anhieb so sattelfest wie losgelöst. Was ein grandioses Album ausmacht? Aus reduktionistischer Sicht doch wohl nur die dahinter stehende Band, die sich bei der hier an den Tag gelegten Gelehrsamkeit ihrer Preise sicher sein kann. Frédéric Hartmann

Wenn das Leben ein einziger, langer Sonntagsspaziergang in sonnendurchfluteten Parks wäre, würde immer das Debüt [»Building Instrument«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6651/building-instrument-building-instrument) dieser gleichnamigen norwegischen Band in der Luft liegen. Nun ist dem leider nicht so, weshalb die absonderliche Mischung – Pop? Jazz? Elektroakustik? Folk? – umso besser tut. Ein zu Unrecht übersehenes, unaufgeregtes Schmuckstück, das sich nur dann selbst hätte toppen können, wenn [Building Instrument](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3194/building-instruments) »Ville Høyda«,ihr bizarr-schönes Cover von Kate Bushs »Wuthering Heights«, mit dazu gepackt hätten. Kristoffer Cornils

Call Super
Suzi Ecto
Houndstooth • 2014 • ab 36.99€
Für [Call Super](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3470/call-super) und dessen Albumdebüt könnte man auch Schubladen aufmachen, auf Werkdiscs und deren störrisches Artistroster verweisen und dennoch nicht wirklich erfassen, warum [»Suzi Ecto«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6955/call-super-suzi-ecto) eines der Alben des Jahres ist. Meine überforderte Zunft konstatiert unisono, dass Call Super hiermit nicht auf den Flur will, aber das war eigentlich schon bei seinen vorausgegangenen Maxis der Fall. Nein, dieses Album steht für sich, steht sich selbst im Weg, hadert und findet nie eine Lösung. Und ist genau deswegen die Antwort auf alles. Florian Aigner

Campbell Irvine
Removal Of The Six Armed Goddess
INF • 2014 • ab 9.99€
Er selbst würde seine Musik; wohl einfach als Noise bezeichnen. Wem das Wort zu krachig klingt, der sei beruhigt. Denn der Begriff treffen nicht wirklich den richtigen Ton. Man muss die Musik des Australiers auf [»Removal Of The Six Armed Goddess«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6710/campbell-irvine-removal-of-the-six-armed-goddess) anders beschreiben. Vielleicht so: [Campbell Irvine](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3595/campbell-irvine) setzt in einer ausgefeilten Collage Sounds in Beziehung. Sehr anstrengend und wunderschön liegen diese hier nahe beieinander. Das ist das allerbeste. Er verdichtet Klänge in einer Weise, bei der man nicht weghören kann. Sebastian Hinz

Carpet Patrol (Suff Daddy & Torky Tork)
Carpet Patrol HHV Bundle
Melting Pot Music • 2014 • ab 16.99€
Spricht man 2014 über Instrumental-HipHop, so darf Suff Daddys und Torky Torks [»Carpet Patrol«](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3187/carpet-patrol) nicht fehlen. Das Projekt der beiden Berliner, das offiziell keinem Konzept folgt, außer dem Konzept, die Samplereste aus Torkys vollgestopfter MPC-Festplatte zu verwerten. Was dann in den dreimonatigen Buddy-Sessions zwischen GTA V, Bier und Blunts herauskam, ist weit mehr als Ramschware von der Resterampe. Vielmehr ein fieses Beat-Ungetüm mit wuchtigen Drumslaps und hypnotischen Samples, das seinen Platz auf dem Plattenteller gegen manch andere ambitionierte Beatbauer auch zum Jahresende noch stolz verteidigt. Benjamin Mächler

House-Musik, die gemütlich auf dem Stövchen steht. House-Musik, die so in Hausschlappen und Bademantel durch den Tag schlürft: *»Untitled«_ von Cloudface gluckert gänzlich unaufgeregt von Song eins bis sieben. Alles analog, alles ganz gemütlich und immer schön eins nach dem anderen; hier mal kurz zum Shaker eiern, dann mal eine Synth-Line reindrehen und dann in aller Ruhe den Bass laufen lassen. Pyjama-House ist das und der wird auch ganz dringend gebraucht, wenn 2014 Ambient schon »power-« sein kann Philipp Kunze

Cooly G
Wait 'Til Night
Hyperdub • 2014 • ab 16.49€
[Cooly Gs](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/988/cooly-g) Zweitling verbindet UK Funky, Deep House, Hip Hop und dunklen Synthie Pop mit widerspenstiger Bass Music, unkitschigem R&B, gebrochenen Jungle- und Hip Hop-Beats, mächtigen Bässen und beeindruckend räumlicher Dub-Atmosphäre. Ausgeprägter Song-Charakter und dadurch deutlich präsenterer Gesang lassen die Musik zudem wunderbar organisch und rund klingen. Das ist ein großer Schritt in Richtung Pop und Soul, dennoch steht das deepe und melancholisch lässige Album ganz klar in Post-Dubstep-Tradition. Andreas Brüning

Cuthead
Total Sellout
Uncanny Valley • 2014 • ab 17.99€
Internationale Beats straight outta Dresden. [Cuthead](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3766/cuthead) kompiliert hier bisher nur digital veröffentlichte Tracks, die zwischen HipHop und House pendeln, sich aber mehrheitlich auf die Seite von Madlib und J Dilla schlagen. Dialogfetzen gemeinsam mit fein zerhackten Sprachsamples, Dubstep-Breaks, Wobble-Bässen und schlingernden Hi Hats wecken nicht die kleinste Assoziation an die Sächsische Hauptstadt als vielmehr an Stones Throw. Das liegt nicht nur an dem enormen Talent, sondern auch daran, dass, abgesehen vom einzigen Rap auf »Hidden Track« und dem Sample im letzten Stück, dass man es hier mit einem »Mords-Oschi von LP« zu tun habe, komplett auf die deutsche Sprache verzichtet wird. Martin Silbermann

Diamond D
The Diam Piece
Dymond Mine • 2014 • ab 13.99€
Hätte [Diamond D](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/236/diamond-d) mit »The Daim Piece« nicht mal eben den Fruity Loops-Kids gezeigt wie man »90s« richtig schreibt und die Traum-Featureliste jedes Rawkus-Ära-Apostels aus dem Zip Drive geholt, es lägen nicht Pharoahe Monch, AG oder Ras Kass, sondern wieder die Modelleisenbahn unter dem Weihnachtsbaum. »Anarchornistisch«, twittern die Stoppelhopser und beschweren sich über fehlende Action Bronsons und Pro Eras, während es sich unsereins in fat-laced Timbs bei Stunts, Blunts und Hiphop bequem machte. Fuck Swag! Fionn Birr

Das Ambient-Jahr neigte sich schon dem Ende zu, als Hubro das Solo-Debut von [Erik Honoré](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3832/erik-honore) ins Rennen schickte. Der drehte damit nicht nur mal nebenbei unsere Vorstellung des Genres auf links, mit einem rätselhaft bleibenden, absolut modernen Verfahren der Studiokomposition aus Gastmusiker-Samples und Synths. [»Heliographs«](https://www.hhv-mag.com/de/review/7142/erik-honore-heliographs) schließt auch eine zeitlose Thematik von Trauer und Erlösung neu auf, mit einer ultrasanft fesselnden Achterbahnfahrt durch komplexe Emotionen, die in seiner so zärtlichen wie spukigen Klangerzählung ihre Sprache finden. Peter Gebert

FKA Twigs
LP 1 Deluxe Edition
XL Recordings • 2014 • ab 34.99€
Mit »LP1« erweiterte [FKA Twigs](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/2996/fka-twigs) den Fundus an unsinnigen Vergleichen im Musikjournalismus um ein weiteres Kabinettstücken. Ein Album wie ein »Emmanuelle«-Film, nur mit weniger Körperbehaarung. Und daneben schaffte es Tahliah Barnett R&B in die Zukunft zu denken, zu dekonstruieren, um ihn in ihrem eigenen kargen Sound wieder zusammenzusetzen. Selten greifen Beats tiefer in die Seele, nie verdreht eine Stimme mehr den Kopf wie auf diesem Album. Hocherotisch, glatt, karg und wunderschön. Björn Bischoff

King Britt Presents Fhloston Paradigm
The Phoenix
Hyperdub • 2014 • ab 13.49€
Mit seiner Fokussierung auf die exklusive Klangerzeugung durch analoges Equipment hatte King Britts Projekt [Fhloston Paradigm](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3484/king-britt) anno 2014 sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal inne. Das unter diesem Synonym erschienene Erstlingswerk erwies sich für Hyperdub dennoch zum Glücksgriff. So bleibt [»The Phoenix«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6552/fhloston-paradigm-the-phoenix) allein schon deshalb unvergessen, weil es als eines der wenigen Alben des Jahres in all seiner Konsistenz aus jeder einzelnen Sinuswelle ungefilterten Soul atmet. Paul Okraj

Flying Lotus
You're Dead!
Warp • 2014 • ab 29.99€
Auf der nach oben hin offenen Beliebtheitsskala standen Konzeptalben und Jazz so kurz über der Grasnarbe. »You’re Dead« änderte das, mit einem Schlag. Nicht nur weil Snoop Dogg, sondern auch Captain Murphy ein paar Verse auf dem Album hinterlassen hat. Und gerade weil [»You’re Dead«](https://www.hhv-mag.com/de/review/7002/flying-lotus-you-re-dead) vom ersten Moment anstrengend sein will, weil [FlyLo](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/151/flying-lotus) die Beats mehr pulsieren und funkeln lässt in seinem Nimbus, macht diese Platte unglaublich viel Spaß. Weil sie das tut, was nur noch wenige Alben sich überhaupt trauen: den Hörer herausfordern. In diesem Sound ließe sich die Ewigkeit aushalten. Björn Bischoff

Fontarrian
v/v
Antime • 2014 • ab 14.39€
Wie klänge House, wenn es nicht aus Chicago, sondern aus der vierten Dimension käme? Wenn die Grooves nicht aus der TR-808 kämen, sondern aus der Post-Strukturalismus-Ecke einer gut sortierten Bibliothek? Wenn sich drei einsame PCs zu einer Free-Jazz-Session treffen? Wie [»vlv«](https://www.hhv-mag.com/de/review/6534/fontarrian-vlv) vermutlich. Der Grazer [Fontarrian](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3457/fontarrian) macht Musik, die den Soul seziert, die Leerstellen zu Protagonisten macht und trotzdem hängen bleibt. Eines der kuriosesten und zugleich unangestrengtesten Alben des Jahres. Kristoffer Cornils

[Madlib](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/17/madlib) lädt mit warmen Klängen ein und in der Bude verteilt dann Gangsta [Freddie Gibbs](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/335/freddie-gibbs,) links, recht, klatsch, klatsch, seine Schellen. »Pinata« hat die Kanten an den richtigen Stellen und die Rundungen an den noch richtigeren. Kein anderes Rapalbum klang 2014 so sehr nach »good ol’« und »state of the art_« gleichzeitig. Philipp Kunze

Liz Harris ist als [Grouper](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/2778/grouper) eine Süchtigmacherin, eine Klangnetzspinnerin und Hypermelancholikern, wie es keine zweite gibt. Niemand schien 2014 um *»Ruins«_* herumzukommen. Und das, obwohl es sich um das wohl reduzierteste Album der Drone-Pop-Ikone handelt. Das machte »Ruins« so stark: Die Offenheit und Verletzlichkeit, mit der sich die sonst in Ambivalenz gehüllte Grouper darauf präsentierte. Ein herbstliches Nachtschattengewächs, das noch in ein, zwei Jahrzehnten nicht sein magisches Schimmern verloren haben wird. Kristoffer Cornils

Haftbefehl
Russisch Roulette
Urban • 2014 • ab 12.99€
Seine Karriere begann als Treppenwitz, als hippe Pointe um Menschen, die sich und ihren Musikgeschmack zu Ernst nehmen vor den Kopf zu stoßen. Nun hat [Haftbefehl](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/193/haftbefehl) den Thron bestiegen, er dominiert Deutschrap nicht nur weil er der cleverste Geschäftsmann hierzulande geworden ist, sondern weil er mit [»Russisch Roulette«](https://www.hhv-mag.com/de/feature/7195/vinyl-sprechstunde-haftbefehls-russisch-roulette) eine dermaßen perfekt inszenierte Rap-Platte gemacht hat, dass sich Kritiker nur noch mit Philosophie-Verweisen, Hauptseminar-Soziologie, Linguistik-Analysen und dem Blick über den großen Teich zu helfen wissen. Platz da, Oliver, Hafti rollt mit den Besten. Florian Aigner

Hubert Daviz & Der Retrogott
Kokain Airlines
ENTBS • 2014 • ab 14.99€
Nein, [Hubert Daviz](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1774/hubert-daviz) und der [Retrogott](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1394/retrogott) fliegen nicht mit [»Kokain Airlines«](https://www.hhv-mag.com/de/review/7028/hubert-daviz-und-der-retrogott-kokain-airlines.) In der Wirklichkeit treffen sie sich nach Feierabend auf eine Flasche Heineken und erzeugen im Anschluss Altbekanntes weil Altbewährtes. Das sind dann meistens erlesene Jazzsamples, die distinguiert über filigrane Drumbreaks gleiten und von Retrogotts nachdenklichen bis rotzigen poetischen Ergüssen komplettiert werden. Kann man gut finden. Wenn sie dann aber das Muster durchbrechen und im Albumfinale den inneren B-Boy beschwören, muss man das auch. Paul Okraj

[Hier geht’s entlang zum 2. Teil der 50 Alben des Jahres](https://www.hhv-mag.com/de/feature/7224/2014-die-50-alben-des-jahres-teil-2)