Jlin – The Crucial Question

03.03.2015
Foto:Will Glasspiegel / © Planet µ
Unsere Gretchenfrage ist vielleicht nicht so absolut wie die in Goethes »Faust«, aber sie enthüllt einen bestimmten Aspekt mit nur einer Frage. Ohne Schnickschnack. Diesmal geht sie raus an Jlin.

Du bist seit Jahren in der Footwork-Szene aktiv, wie geht es dem Genre momentan? Die meisten Releases von aus Chicago stammenden Acts werden nach wie vor über britische Labels wie Hyperdub oder Planet Mu wo auch dein Debütalbum »Dark Energies« erscheint, veröffentlicht.

Jlin: Ziemlich gut, meine ich. Missy Elliot hatte während ihrer Super Bowl-Performance Footwork-TänzerInnen dabei, was echt ein großes Ding ist. Es macht dieses kleine Chicagoer Subgenre zu einem international bekannten Phänomen! Das ist groß, das ist riesig! Offensichtlich hat es viele Leute beeindruckt, sonst hätte es sich nicht über die Welt ausgebreitet. Als Tanzstil hat sich Footwork wirklich etabliert. Ich liebe es immer noch, mir Footwork-Videos anzuschauen und dabei zuzusehen, wie sich diese Kunstform langsam perfektioniert.

» Immer dieselben Songs, tagein, tagaus. Deswegen hasse ich das Radio!«

Obwohl, im Grunde perfektioniert sie sich nicht, sondern entwickelt sich über die Zeit hinweg weiter. Wenn wir es in die richtige Richtung vorantreiben, es weiterhin zu einer positiven Sache machen, uns nicht von anderen Sachen ablenken lassen und alles Negative in Positives umwandeln, können wir daraus noch viel, viel Schöneres machen. Dass die Musik gerade in Großbritannien so gut ankommt, liegt wohl daran, dass die Menschen dort im Vergleich zu den USA offener sind. Deswegen ist es auch so wichtig, dass Missy Elliot das Genre nach vorne bringt. Sie ist eben auch anders. Von ihr hätte ich so etwas auch erwartet. (lacht) Die USA verpassen so viel von der guten Musik, die in ihrem eigenen Land stattfindet! Sie sind immer so spät dran. Im Radio klingt deshalb alles, aber auch wirklich alles genau gleich. Da gibt es keine Herausforderung. Wir leben hier unter einer großen Käseglocke. Das ist nicht die Schuld von EDM, es liegt an der mangelnden Auswahl, die uns das Radio vorspielt. Immer dieselben Songs, tagein, tagaus. Deswegen hasse ich das Radio! (lacht) Schreib das auf! Das sag ich mit allem Stolz. Schreib, dass ich das Radio hasse!