Goldroger – My Latest Epiphany

21.10.2016
Goldrogers Albumdebüt »Avrakadavara« handelt von magischen Transmutationsritualen und durchzechten Ecstasy-Nächten. Uns erzählte der Wahl-Kölner von einem Erweckungserlebnis der etwas anderen Art.

»My Latest Epiphany« fragt Monat für Monat nach einer Begegnung der besonderen Art, sei sie persönlich, ästhetisch, konstruktiv oder chaotisch – und Künstler antworten. Diesmal haben wir dem Kölner Rapper Goldroger zugehört:

Es war beim splash! 2015, als ich mir vornahm, das größte splash!-Camp aller Zeiten zu erschaffen. Dafür hatte ich im Vorfeld bereits vielen Leuten Bescheid gesagt: OK Kid Schote, Johnny Rakete, Veedel und anderen. Dummerweise habe ich gleichzeitig allen versprochen, ihnen einen Platz freizuhalten. Nun, mein Freund Timo Milbredt und ich kamen also am Anreise-Donnerstag früh in Ferropolis an. Timo ist sehr wichtig für die Story, denn er besaß als Fotograf kein Artist-, sondern ein Produktions-Bändchen. Nach unserer Ankunft, das Ziel fest im Blick, steckte ich erst Mal mit Absperrband ein riesiges Areal auf dem Platz ab. Da habe ich mich dann hingesetzt und angefangen zu Saufen, Donnerstag um 13 Uhr. Anfangs war unser Sperrgebiet auch kein Problem für die Leute, die nach und nach eintrudelten- es gab ja genug Fläche. Ab 17 Uhr wurde es aber langsam problematisch. Der Platz wurde voller und die ersten versuchten mit dem Auto über das Absperrband zu fahren. Das war mein Einsatz! Ich bin ab dann immer sehr professionell hingelaufen und sagte: »Entschuldigung, ihr könnt hier nicht parken. Ich arbeite für Four Artists und halte hier für unsere Künstler frei.« Ganz wichtig dabei ist, immer mit gefalteten Händen auf verständnisvoll zu machen, alle Schuld von sich weisen: »Das ist alles abgesprochen, tut mir super leid. Ich mache ja auch nur meinen Job.« Das habe ich eine ganze Weile so durchgezogen. Irgendwann am frühen Abend war der Zeltplatz wirklich rappelvoll. Auf einmal kam ein Typ mit seiner Tochter auf der Rückbank an, hörte sich mein Programm an und antwortete ganz ruhig: »Ich kann dir auch einfach auf die Fresse hauen.« Nachdem ich ihm – zunehmend besoffen – klar gemacht hatte, dass fünf bierseelige Jungs als Gegner eventuell ein bisschen zu viel für ihn sind, zog er von dannen. Wenig später kam ein anderer und glaubte mir einfach nicht. »Holt jemanden vom splash! her!«, rief er. Ich dachte: »Fuck? Wen habe ich?«, der Plan wäre schon beinahe aufgeflogen, als mir dämmerte: »Natürlich! Timo!«. Er hatte ja das Produktions-Bändchen. Er kam also zu uns, ebenfalls ziemlich druff mit Faxe-Dose in der Hand und demonstrativ den Team-Pass zeigend: »Das hat alles seine Richtigkeit. Ihr müsst hier weg!« Später wurden wir immer betrunkener und riefen nur noch, ohne uns zu bewegen: »Ehy, ihr könnt da nicht zelten!« So richtig asozial. Aber: es hat geklappt! So habe ich das größte Camp erschaffen. Amen.