Keine halben Sätze – Proband: Juju Rogers

29.11.2016
Foto:Nafia Naahz
Bald erscheint Juju Rogers neues Album. »LIT – Lost In Translation« hat er gemeinsam mit dem Produzenten Bluestaeb aufgenommen. Auch auf dem neuen Album stellt Rogers wieder große Fragen. Deshalb haben wir ihm nur einige kleine gestellt.

»How can you be an artist and not reflect the times?« – Diese Frage stellte eins die großartige Nina Simone während eines Interviews in den Raum. Sie formulierte klar, ein Künstler verpflichte sich stets, den Zeitgeist zu begreifen und Missstände herausarbeiten zu müssen. Auch um die eigene Identität besser verstehen zu können. Zufriedenheit bedeute schließlich Stillstand und letztlich Rückschritt. Einer, der diesen Arbeitsansatz aufgesogen und verinnerlicht hat, ist der aus Schweinfurt stammende Wahlberliner und Man Of Booom-Drittel JuJu Rogers. Mit seinem Debütalbum »From The Life Of A Good-For-Nothing« via Jakarta Records begann 2015 seine Reise als ernstzunehmender, kritischer Künstler. Dafür koppelte er autobiographische Songkonzepte mit selbstreflektierenden, philosophischen Fragen der Existenz: Wo stehe ich in der Gesellschaft und warum? Welche Aufgaben gilt es zu erfüllen? Wer entscheidet über die ungeschriebenen Gesetze der Systeme? Und muss man bei jedem verdammten Trend dabei sein? Den grundphilosophischen Charakter forciert Rogers für das aktuelle Projekt »LIT – Lost In Translation«, ein alternativer Blick auf Fortschritt in einer regressiven Zeit. Spoiler: »Lit« gilt dabei eher als Schlagzeile, anstatt sich an überdrüssiger Internet-Lingo abzumühen. Über bloße Aneinanderreihungen gedanklicher Polaroids hinaus, will die Platte nicht bloß moralisch anzeigen, sondern vor allem einen neuen Konsens fördern. Beat-Schmied und Partner in Crime Bluestaeb schneiderte gemäß den Herausforderungen die dafür entsprechend griffigen Instrumentals. Beide arbeiten derzeit bereits an Folgematerial, auf das die experimentierende Kollaboration hinleiten wird. Wo Juju auf der neuen Platte all die großen Fragen beackert, haben wir die Chance genutzt, ihm mal seine ganz eigenen Antworten auf möglichst zufällige Dinge zu entlocken.

hhv.demag: 2Pac hat mal gesagt….
Juju Rogers: … »They got money for wars but can’t feed the poor.«, das war 1993 in »Keep Ya Head Up«. Einer meiner absoluten Lieblingstracks von Pac.

Im Vergleich zu mir kann Bluestaeb besser…
…ruhig bleiben und Situationen rationaler sehen. Bei mir schwingt oft eine krass emotionale Komponente eine Rolle.

Der alte Stuff der Hot Boyz…
war ein riesiger Einfluss auf mich speziell als junger Musiker und rgendwie bis heute. New Orleans Classic Shit! Ich glaube es gibt keinen Menschen in New Orleans, der die Hot Boyz nicht abgöttisch liebt (lacht).

Battle-Rap braucht…
…mehr Innovation?! Wenn ich ehrlich bin glaube ich nicht, dass ich in der
Position bin. um zu definieren was Battle Rap braucht. Irgendwie hätte ich nichtmal eine richtige Definition von Battle-Rap.

Anarchie ist…
…die Abwesenheit von Herrschaft, ein interessantes politisches Konzept und nicht all das, was ich früher so ganz klischeehaft mit dem Anarchismus verbunden habe. Definitiv eine Philosophie, die ich mir noch näher ansehen will.

An Berlin vermisse ich aus Schweinfurt…
…meine Familie und die engsten Freunde natürlich. Und den FC.

Babylon friert zu, wenn…
Babylon aktiv zugefroren wird. Dann und nur dann.

Schweinefleisch ist…
…ein undogmatischer und bewusster Verzicht in meinem Leben.

Mein letztes Mal im Theater…
…war im Ballhaus Naunynstraße – »Jung, Giftig und Schwarz«. Empfehlenswert!

2017 redet niemand mehr über…
…das, was genau heute Trend auf Instagram ist. Egal wann heute ist.

Wenn Jakarta nicht wäre…
… wäre ich wahrscheinlich nie nach Berlin gezogen. Was damit einherginge, will ich mir gar nicht ausmalen. Umso mehr dafür, was noch kommt und möglich ist.

Der Zukunfts-JuJu sollte…
…weiterhin Versuchen seine Rolle als Künstler in der Welt zu verstehen.

In meinem nächsten Interview möchte ich gerne…
… wieder mehr solcher dopen Fragen bekommen, Bruh!

Ein stiller Gedanke geht raus an…
…dude26. Ich küsse deinen Kopf, Bruder! Free Timbo!