Ausklang | 2017KW42 – 8 essentielle neue Platten

20.10.2017
Hunderte neue Releases, jede Woche. Davon viele sehr gut – und bereits von diversen Portalen vorgestellt. Wir präsentieren: die unvorgestelltesten, besten Releases der Woche. Ab vom Schuss, leicht daneben und tierisch geil: der Ausklang.
Laszlo Hortobagyi
Transreplica Meccano
Lullabies For Insomniacs • 2017 • ab 18.99€
Viele kaufen ja Platten auch (und vor allem?!) für den Distinktionsgewinn. Was eh nicht klappt, weil sich Bubble-intern alle dieselben kaufen, aber das sei mal dahingestellt. Izabel (die reine Nennung des Vornames ist hier übrigens kein Waldemar Hartmann, sondern hat sich einfach so durchgesetzt) versorgt mit ihrem Platenlabel Lullabies For Insomiancs jedenfalls seit einiger Zeit zuverlässig all jene, die sich nach dem Motto the weirder, the better ihre Neuanschaffungen entscheiden. Und, was ist weirder als ein Ungar – Ungarn für uns ja eh schon eher so unbeschriebene Blätter, die Städte haben ja auch so komisch lange Namen, was u.a. daran liegt, dass das Ungarische knapp 30 verschieden Kasus hat und diese am Substantiv über Suffixe angezeigt werden -, der sich für seine Musik in Indien inspirieren ließ? Außer dem Besuch bei einem alkoholkranken Kanadier mit einem Faible für Stabheuschrecken in der Mittagspause eines Blockseminars fällt mir wenig ein. PK

NSRD
The Workshop For The Restoration Of Unfelt Feelings
Stroom • 2017 • ab 23.99€
Bleiben wir weird und latent rassistisch, weiter geht’s mit Lettland, dessen berühmtester Landessohn übrigens nicht Žydrūnas Ilgauskas ist. Weil der aus Litauen kommt. Wie dem auch sei: Stroom dürfte mein Lieblingslabel der Jahre 2016/17 sein und die Werkschau des lettischen Avantgardekollektivs NSRD macht nicht nur unauffällig keine Ausnahme, sondern ist für mich der beste Release des Jahres. PK

V.A.
Eine Welt Volume 2
Eine Welt • 2017 • ab 15.99€
Nochmal das Thema Distinktionsgewinn: könnte man auch mit dem zweiten Teil von »Eine Welt« versuchen, aber den haben ja die ganzen Izabels und Ziggys schon vor zehn Monaten bekommen. Freuen wir uns halt heute trotzdem über ein Cover, das wieder mal aussieht wie Philipp Kunzes Spülbecken und über Musik, die klingt wie 5.000 Stanzmaschinen. FA

El Sueno De Hyparco
Ambientes Hormonales
Urpa I Musell • 1990 • ab 26.99€
Wer sich selbst als Selector bezeichnet, wenn er von Menschen mit echten Jobs nach seinem Beruf gefragt wird, flucht im Anschluss noch darüber, dass sich jetzt auch das Proletariat el »Ambientes Hormonales« wieder leisten kann und verschweigt dabei galant, dass er (ja, definitiv maskulin) für »Rhodas« doch auch erst wegen Psychemagik eine Niere verkauft hat. Rest einmal bitte freuen: Gral-Shit, any given Friday. Und spielt jetzt endlich mal »Danza Metamórfica« in eurem NTS-Bewerbungsmix, man ey. FA

Daphne
When You Love Someone
Groovin • 1993 • ab 13.99€
Könnte auch mal wieder Sommer sein, könnte auch mal wieder Freizeit da sein. Sonntags, 29°C, irgendwann gegen Nachmittag verlieren wir uns zum zehnten Mal im Lauf der Zeit. Die Halme knistern unter den Füßen, barfuß ist ausnahmsweise okay. Dürfen wir das überhaupt, wirft da einer ein, nee, aber wir müssen, lacht eine andere. Irgendwann klappert das Kinn nicht mehr allein von den Kristallladungen in den Nebenhöhlen, sondern dem Bass wegen und auch das ist okay, angenehm und wie ein Flötensolo zur rechten Zeit: peinlich irgendwie, aber so ist sie doch, die Liebe. Könnte auch mal wieder Sommer sein, könnte auch mal wieder Freizeit da sein. KC

Bernard Parmegiani
OST Rock
Transversales Disques • 1982 • ab 23.99€
»Lettre de Lola«: Ich habe es gefunden, das letzte Teil des geometrischen Puzzles, das die elektroakustische Musik von Bernard Parmegiani vollständig erfahrbar macht. Es war in dem 1982 veröffentlichten Film »Rock« versteckt. Bald bringe ich es vorbei. Ich freue mich schon, dein Gesicht zu sehen, wenn du es auspackst. Bisous, Lola. SH

SAICOBAB
Sab Se Purani Bab
Thrill Jockey • 2017 • ab 19.59€
Das Schönste an Japan ist ja nicht, wie befremdlich dir alles scheint, sondern wie fremd du dir selbst vorkommt. SAICOBAB doppeln das mit Sitar und Gamelan in einer asiatisch-südostasiatischen Fourth-World-Reverie, die irgendwo zwischen heimischer Psych-Rock-Tradition und kultureller Sonnenfinsternis völlig im Delirium versinkt. Musik, nach der ich mich wiederholt fragen muss, was eigentlich an mir verkehrt ist. Musik also, wie sie besser kaum sein könnte. Und dann geht der Song mittendrin einfach noch mal von vorne los, bevor er auseinander fällt. Verdammt auch. KC

Carla dal Forno
The Garden
Blackest Ever Black • 2017 • ab 13.99€
Wieder viel zu spät zur Party gekommen. Aber »The Garden« ist noch frei. Gespräche mit Carla dal Forno über Dinge, von denen wir wahrscheinlich beide keine Ahnung haben. »Make Up Talk«. Der Mond scheint mir in meinen Gin Tonic und es überfällt mich eine gigantische Redeunlust. Auch werde ich diesen einen Gedanken nicht los: du musst noch Blumen gießen, du musst noch Blumen gießen. SH

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