Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Mikael Seifu, Cam’ron et al.

22.01.16
Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen.
»How To Save a Life (Vector of Eternity)« by Mikael Seifu
taken from his new EP »Zelalem«, out March 4th on RVNG International
Was ist das? Der Star Wars-Soundtrack, wenn George Lucas ein afrikanischer Stammeskrieger gewesen wäre? Die erste Waschmaschine mit menschenähnlichem Organismus, in die jemand seine Hose geschmissen hat, in der noch viel zu viele LSD-Pappen waren; und jetzt halluziniert die Waschmaschine im Schleudergang: Mozart sitzt nackt, nur mit den Vereinssocken der SpVgg Unterhachingen bekleidet, auf dem Horn eines Nashorns, komponiert ein Stück, während das Horn des nicht umsonst Nashorn getauften Riesenviehs um den heiklen Bereich seines (Mozarts) Popos herum ein unverhofft angenehmes Kitzeln sorgt, spielt dabei Flöte und ist kurz davor, sich unsterblich in ein kleinen Skorpion zu verlieben, der bisher sein ganzes Leben alleine war. Es ist eine wundervolle Geschichte. Ach, eigentlich ein wundervoller Song. Ich frage mich nur, warum eine Waschmaschine beim Trip ausgerechnet Bilder von der SpVgg beim Trip in der Kopf kommen. Sind das Technikfragen? Weil dann könnte ich ja Tech-N… Oida, Maul jetzt! PK

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»Tyranny Of Intimacy« by S S S S
taken from S S S S’s new EP »Tyranny Of Intimacy«, out in February on Hallow Ground

Ist das eigentlich eher oldschool, für einen Tracktitel aus dem Jahr 2016 einen Richard Sennet-Gassenhauer aus den Achtzigern heranzuziehen oder ziemlich auf der Höhe, weil everybody’s larmoyanter Likekulturverweser Byung Chul-Han denselben Abgesang auf den Eros re-zwitschert? Vielleicht ist das auch egal, zumindest allen Menschen, die nicht zu den 33 gehören, die sich diese 7″ zulegen werden. Mein Exemplar werde ich im Bücherregal behutsam hinter Blanchot verstauen, als dubbige B-Seite zum zerfasernden Gestorbensein (des Selbst, der Intimität, des Gummiadlers Eros). KC

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»noonewanna« by NAH
taken from NAH’s new tape »January 2016«, out in February on Ranch Records

Geständnis Nummer 1: Ich finde die Death Grips scheiße und unverhältnismäßig unnütz. Geständnis Nummer 2: Weil die mich zu sehr an Nu Metal erinnern. Geständnis Nummer 3: Und ich aus meiner harten Nu Metal-Phase seit circa zwei Jahren heraus bin. NAH ist zu Death Grips, was die Fotokopie eines Memes aus dem Jahr 2010 zu einem Louis C. K.-Joke ist: Höchstens zum Augenrollen, in schwachen Momenten aber das, was Internetpornografie zu einem spontanen After-Clubnacht-Dreier ist: Die realistischere, mit Lieferpizza verträglichere Variante. Immerhin aber ist nicht wie Fieldys Solo-Output zu KoRns prä-2000er-Diskografie: Der Siedepunkt menschlichen Versagens. KC

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»U Wasn’t There« by Cam’ron
Es gibt da einen Mann, der weiß von solchen Verhältnissen nichts: Es ist Cam’ron. Nach einer Clubnacht belegt der seine Vier Käse-Ofenfrische mit Chicken Wings, bestellt trotzdem noch Lieferpizza und erweitert mittels der Pizzalieferantin den spontanen Dreier um eine weitere Person. Sind aber auch knuffig, diese Foodora-Lieferantinen in ihren rosa Helmen. Natürlich geht der Vierer nicht von Statten, ohne dass dieser von Cam zu selbstgewählten Zeiten unterbrochen wird, um mal vom Vier Käse Wing abzubeißen. Nach sowas kommen natürlich für 3:30 Minuten romantische Gefühle auf. Dann erzählt der dir schon mal eine Geschichte, so wie hier auf »U Wasn’t There«. PK

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»Skyline« by Ronny Trettmann
taken from his new EP »KitschKrieg«, out January 29th on SoulForce Records
Sächsischer Dialekt auf einem Instrumental, das nach einem Days Before Rodeo-Leftover klingt. Klingt außerdem, als könnten in Zukunft auf Dancehall-Parties nicht mehr Schwule in Texten verbrannt werden, sondern lediglich Fett im Körper von der Molly-Schwitzerei. Ich fürchte allerdings, dass hierzu trotzdem selbstverliebte MCs zu Helicopter und Gun Finga Inna Di Air auffordern werden, weswegen ich diesen geilen Song doch irgendwie beschissen finde. PK

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»Battery« by Fatima Al-Quadiri
taken from Fatima Quadiri’s new album »Brute«, out March 4th on Hyperdub

Auf meiner Liste von Menschen, mit denen ich mich unter normalen Umständen keinesfalls verbal prügeln würde aber würde wenn es wirklich sein müsste schon steht noch Fatima Al-Quadiri noch unter Kunze (an einem schlechten Tag, that is). Das erste Lebenszeichen von »Brute« bestätigt mich in dieser Aufassung, obwohl darauf kein einziges Wort gesagt wird. Aber hin und wieder reichen Draufkloppvideospielschnappatmungstodesgeräusche und schnalzige Snareshots echt aus, um mir die geschwollenen Lippen zu versiegeln. Aber ja, à propos: Schnauze jetzt! Wochenende, etc. KC

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