Review

Ursula K. Le Guin & Todd Barton

Music and Poetry Of The Kesh

Freedom To Spend • 2018

Das muss doch mal Spaß gemacht haben. Überhaupt eine höchst lobenswerte Herangehensweise an die Frage, wie unbekannte Kulturen so künstlerische Dinge, namentlich Musik und Dichtung, eigentlich handhaben oder genauer gehandhabt haben. Die zu Beginn dieses Jahres gestorbene Science Fiction-Autorin Ursula K. Le Guin hat sich dazu 1985 mit dem Komponisten und Sounddesigner Todd Barton zusammengetan, um die in ferner Vorzeit in Nordkalifornien angesiedelte fiktive Ethnie der Kesh zu erkunden. Sie sprechen eine irgendwo zwischen Keltisch oder Elbisch angesiedelte Sprache, die sehr weich artikuliert wird, singen ruhige Weisen, wie auch ihre Musik, die gern ruhige Rhythmen und Drones verwendet, auf vorwiegend friedliche Umgangsformen schließen lässt. Was ebenfalls ein wenig mit den sanft-warmen Stimmen der Interpreten Le Guin und Barton zu tun haben könnte. Rvng Intl setzen damit, hier über das Sublabel Freedom to Spend, ihre Reihe von wiederveröffentlichten Preziosen zu erfundenen mythischen Figuren und Kulturen wie »Breadwoman & Other Tales« von Anna Homler und Steve Moshier oder Craig Leons »Nommos« fort. »Music and Poetry Of The Kesh« hat dabei am stärksten den Charakter einer anthropologischen Studie, gelegentlich mit Vogelgezwitscher im Hintergrund, um den Dokumentationscharakter zu verstärken. Und eine Schönheit, die Fremdartigkeit und Vertrautheit unauffällig miteinander ins Vernehmen setzt.