Review

Michal Turtle

Return To Jeka

Music From Memory • 2018

Uuuund noch mehr exotische Flora/Fauna-Sounds, die in einem europäischen Schlafzimmer produziert wurden. Könnte man nach dem Intro direkt so abtun. Aber die trockenen Fakten first: Music From Memory hat weiter in den Archiven von Michal Turtle gegraben und veröffentlicht mit »Return To Jeka« zwischen 1983 und 85 entstandenen Home Recordings. Der dritte Turtle-Release auf dem Label. Der ist dann zum Glück doch mehr als allzu geschmackssicherer Käse für die immer hungrigen Digger-Mäuse. Dafür ist Michal Turtles Sound zu fordernd, zu kompliziert, wer sich ein paar mal von vorne bis hinten durch »Phantoms Of Dreamland« gekämpft hat, weiß das. Ein Song bricht mit der Stimmung des anderen, alles kann von totaler Hibbeligkeit in unterzuckrige Drögheit kippen, in ein paar holprigen Herzschlägen. Bla-Bla-Bla-War-Da-Was?-Balearic, seifiger Fourth-World-Kitsch und weirde Gürteltierl-Percussion-Songs. Alles ein bisschen viel auf einmal. Immerhin nicht lame. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein: sind nicht manche Dinge deswegen ARCHIVIERT worden, weil für mehr die Qualität einfach nicht gereicht hat? Es mag unfair sein, das gerade hier zu fragen, es wurden schon wesentlich bedeutungslosere Sachen entstaubt. Aber MFM zeichnete sich bislang als nerdiges Liebhaber-Label aus, das geduldig immer neue Schätze zu Tage forderte. Man hat sich selbst die Messelatte sehr hochgelegt, dieser Release fällt deutlich drunter.