Review

Various Artists

Ed Motta presents Too Slow To Disco Brasil

How Do You Are? • 2018

Mit Ed Motta an Bord kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Als Käpt’n der jüngsten Ausgabe der unterschätzten »Too Slow to Disco«-Reihe zeigt der brasilianische Meister aller Klassen, wie die zurückgelehnten Funk-Momente seines Landes funktionieren. Die schmieren mit gut geöltem Bläserwerk und behutsam-brutal drückendem Bass erst einmal sämtliche betroffenen Gelenke ein, um auf den unausweichlichen Körpereinsatz zu vorzubereiten. Klingt stellenweise sehr ähnlich wie US-amerikanischer Soul-Funk in den frühen 1980er Jahren, bekommt durch den portugiesischen Gesang und die aufgelockerte Rhythmik etwa bei Junior Mendes aber einen sehr eigenen Einschlag. Und Sängerinnen wie Lucinha Turnbull knüpfen dafür dezidiert an die landestypischen Traditionen an. Wobei kurz angemerkt werden muss: Mitunter gibt es bei dem »Too Slow« auch Ausnahmen. Besonders Kiko Zambianchi legt in »Estréia« ein beachtliches Tempo vor. Die Grundstimmung der Compilation passt jedoch zu einem leicht erhöhten Ruhepuls. Spätestens wenn die Compilation bei der ehemaligen Os Mutantes-Mitgründerin Rita Lee und ihrem gut abgehangenen Boogie »Atlântida« mit Kopfnicker gen »Lost in Music« angelangt ist, haben sich alle auf cocktailglasgeeignete Bewegungsmuster eingegroovt, wogegen dann im Ergebnis überhaupt nichts einzuwenden ist.