Review

Joy O & Ben Vince – Transition 2/Systems Align

12"

Hessle Audio • 2018

Es gibt kaum ein Instrument, das so sehr mit dem Terminus Kitsch behaftet ist wie das Saxophon. Auch innerhalb der elektronischen Musik ließen sich etliche Exempel dafür anführen, wie sehr dessen Verwendung mit Vorsicht zu genießen ist. Umso erstaunlicher mag daher auf den ersten Blick die Zusammenarbeit von Joy Orbison und dem Saxophonisten Ben Vince auf Hessle Audio sein, war das Saxophon sonst doch vornehmlich Garage-House sowie Deep-House Schmusehymnen vorbehalten. Die beiden vorliegenden Tracks sind das Ergebnis gemeinsamer Studiosessions in denen Ben Vince, ansonsten im Avantgarde-Jazz verortet, seinem musikalischen Ansatz einen danceflooraffinen Rahmen überstülpt. Joy Orbison griff diese Aufnahmen sowie bereits existierende Recordings von Vince auf und zurrte sie über zwei klassischen UK-Bass Hybriden zurecht. Auf der vergleichsweise housigen A-Seite gelingt der Spagat zwischen den für UK-Bass typischen Tribal-Elementen und den zurechtgestutzten Free-Jazz Einlagen. Anstatt eines funktionalen Tools entwickelt sich hier ein Jam-Charakter, der an den Vibe der DJ-Sets von Floating Points erinnert. Das Stück der breakigen und technoideren B-Seite wird in drei Akten erzählt. Zunächst wäre da der ähnlich wie auf der A-Seite umgesetzte Free Jazz, der ab dem Mittelpart hinter einem Techno-Synthloop zurücksteckt. Im letzten Part wird der Loop um einige mit Bedacht gewählte Saxophon-Schnipsel ergänzt, die sich stimmig ins Klangbild einfügen. »Systems Align« ist auch wegen des Saxophons ziemlich trippy. Gleichzeitig kann Ben Vince hier nicht die gleichen Impulse setzen wie auf der A-Seite, da das Grundgerüst von Joy Orbison sich bereits wie ein fertiger Track anfühlt.


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