Review

SHXCXCHCXSH

SHULULULU

Avian • 2018

»Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen« formulierte Ludwig Wittgenstein in den Schützengräben des ersten Weltkriegs. Schon sein dänischer Kollege Søren Kierkegaard war überzeugt, dass sich nicht alle Erscheinungen unserer sinnlichen Realität in Worte fassen lassen und stattdessen nach mittelbarer Manifestation verlangen. Im hochverdichteten Sound des schwedischen Duos SHXCXCHCXSH findet diese Sicht auf die Welt akustische Entsprechung, aber auch in den unaussprechlichen Titeln ihrer EPs und Alben. Wie diese, überträgt »SHULULULU« die rhythmische Wiederholung eines Techno-Beats oder eines geloopten und verzerrten Sprachsamples in Lautmalerei und leitet daraus Titel ab. Umgekehrt scheint die Musik sprachähnliche Qualitäten anzunehmen. Repetition dient hier also nicht als Ansporn zum Tanzen – die fünf Tracks dieser Veröffentlichung sind viel mehr pochende Einladungen, mit Kopfhörer bei Dunkelheit in einem extrem viszeralen Sound zu ersaufen. Wenn sich hier etwas wiederholt, dann um ein Gefühl der Dringlichkeit, ja vielleicht sogar der Panik immer wieder spürbar zu machen. Das Hämmern eines Motorkolben, die geisterhaften Töne von Dampfpfeifen, der Puls im eigenen Körper verschmelzen miteinander und nähern sich unaufhaltsam einer entrückenden Klimax. SHXCXCHCXSH arbeiten mit dieser industriellen Dramatik schon seit dem Debüt von 2013, scheinen aber nach wie vor unerreichbar in ihrer Disziplin.