Review

Tzusing

A Name Out Of Place Collected

L.I.E.S. • 2018

Mit dem langsamsten Industrial Techno der jüngeren Geschichte hat sich Tzusing in sämtlichen »Boiler Rooms« Asiens seit 2016 Respekt verschafft. Wenn die Atmosphäre im Club das Intensitätslevel einer Kampfszene aus »Mortal Kombat« erreicht, dann steht wahrscheinlich der in Malaysia geborene Produzent gerade am Regler. Sein Name, klangvoll wie das Zücken eines Katanas, ist ebenso prägnant wie seine Soundsignatur. Toxisch zerplatzende Kicks und Drums mit abnormal übersteuerter Resonanz machen den Techno von Tzusing zu einem quasi so bisher nicht gekannten Erlebnis wuchtig tanzbarer Aggressivität. Letztes Jahr hat er für sein schnell vergriffenes Debüt »Invincible East« die BPM-Zahl dieser Formel noch etwas weiter runtergeschraubt: »Ich arbeitete oft mit einem Bild im Kopf, einem Gefühl, und dachte nicht so viel an den Dancefloor«. In den Jahren zuvor waren die »A Name Out Of Place«-EPs trotzdem Teil vieler DJ-Sets in urbanen EBM-Spelunken. Nun wurde den drei Parts ein kollektiver Vinyl-Release gegönnt, perfekt für den nächsten Abriss bei den Nachbarn. »A Name Out Of Place Collected« verursacht selbst im Sitzen Schweißanfälle und klingt heftiger, als das zurecht abgefeierte Debüt. Schnell wird es physisch, dann ist spürbar welche Energie Tzusing imstande sein muss live zu kanalisieren. Was soll man bitte tun, wenn um vier Uhr morgens beim Würgereflex an der Nebelmaschine ein »Khi-Tang« einsetzt und man jedes Gefühl für rhythmische Bewegung verliert oder der »Network«-Monolog von »1976« auf dem Peak einer ungewollten Überdosis die psychopathische Hybris unserer Herrscher offenbart? Wirre Gedanken generiert diese industriell übersteigerte »Electronic Body Music« beim Abzappeln quasi notorisch – zu schräg ihre krachenden Entgleisungen, zu krass die peitschenden, schnalzenden Beats, als dass der Verstand noch Klarheit für sich beanspruchen könnte. Wenn dieser Typ im Abendprogramm eines für dich erreichbaren Clubs auftaucht: Geh hin.