Review

Vtgnike

Steals

Other People • 2019

Es weiß ja nie jemand so recht, was eigentlich in Nicolas Jaars Kopf vorgeht und vielleicht ist das auch besser so. Immerhin bleibt so das Überraschungsmoment an seiner Seite. Wenn es jedoch einen Shortcut in den Kopf des Produzenten geben sollte, führt der sicherlich durch Other People, seinem Label für mal wunderbare, mal weirde, meistens aber wunderbar weirde Musik. Neben seiner eigenen auch die von anderen, meistens Wiederholungstätern. Vtgnike ist das im ersten Moment unaussprechlich scheinende Pseudonym des Produzenten Danil Avramov aus Moskau, der im Dunstkreis des Lo-Fi-House-Produzenten Ol rumkrebst und schon 2014 bei Other People die LP »Dubna« veröffentlichte. Die bot neben ulkigen Titeln wie »Panarama Bar Shitt« vor allem staubige Drum’n’Bass-Abstraktionen, wie sie auch auf nachfolgenden Platten zu hören waren. 2019 aber konzentriert sich Avramov überwiegend auf extreme low-key und noch mehr lo-fi gehaltene gebrochene Beats. Der verflötete Opener »Vechermix« will vielleicht die russische »Mask Off«-Antwort sein, »Sausemix« klingt wie das ungemasterte File einer L.I.E.S.-Demo anno 2014 und »Nervnii RnB«, als wären beim Mixing eines Trap-Stücks die Spuren horizontal verrutscht. Das zeigt sich stilistisch zwar irgendwie sehr divers, muss es aber der Logik wohl noch sein: Der Titel »Steals« kann schätzungsweise gut und gerne als Umschreibung der Produktionsmethode verstanden werden, macht diese sabschige Samplesuppe aber nicht unbedingt herzhafter. Wenn diese Platte der ultimative Shortcut in Jaars Kopf wäre, müssten wir uns sorgen machen. Denn das würde heißen, dass selbst dort »lofi hip hop radio – beats to relax/study to« in Dauerschleife liefe. Es stünde lediglich ein anderer Name drauf.

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VTGNIKE
Steals
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