Review

Curtis Mayfield

Keep On Keepin’ On: Studio Albums 1970-1974

Rhino • 2019

Ein Freund meinte vor ein paar Jahren, als gerade zufällig im Hintergrund Curtis Mayfield lief, man müsse jetzt mal ein paar Jahre lang ein Moratorium über dessen Musik verhängen, damit sie sich in Ruhe erholen könne. Er dachte an zwanzig Jahre oder so. Die Zeit wäre heute lange noch nicht verstrichen. So richtig Recht geben konnte ich ihm damals schon nicht. Und jetzt, beim Wiederhören der ersten vier, behutsam remasterten Alben, scheint es eher so, dass man Curtis Mayfield fast wieder genauso nötig hat wie seinerzeit, als er in seinen Songs entschieden den Blick auf die Lage seines Landes und insbesondere die miserable Lage der afroamerikanischen Bevölkerung lenkte. Und diese Beobachtungen stets mit seinem allersanftesten Falsett vortrug. Ob er konstatierte, wo er herkomme, sei »The Other Side Of Town« (»Curtis«, 1970), sich in den »Underground« begab, um im Dunkel die unterschiedlichen Hautfarben unsichtbar zu machen (»Roots«, 1971), sich Alvin Tofflers These vom »Future Shock« als Weckruf für die anderen Landsleute zu eigen machte (»Back To The World«, 1973) oder schlicht klarstellte: »Ain’t Got Time« (»Sweet Exorcist«, 1974) – ihm nicht zuzuhören, kam eigentlich nicht in Frage. Erst recht nicht, wenn er dazu seinen rollenden Funk als Basis wählte, Streicher hinzubemühte oder sich die Balladenform als Vehikel für Botschaften – meistens – jenseits trauter Zweisamkeit wählte. Sich die Musik heute vom Leibe zu halten, wäre bei alldem, was nach wie vor zu finden ist, und sei es schlicht Mayfields musikalische Größe, irgendwie schade.