Review

Nick Waterhouse

Nick Waterhouse

Innovative Leisure • 2019

Nick Waterhouse gegen die Gegenwart. Und diese Nummer dauert an. Denn mehr Retrospektive als bei dem 33-Jährigen aus Los Angeles geht auch auf dem vierten Album nicht. »Alles, woran ich glaube, steckt in diesen Songs. Das war auch ein Grund, warum ich das Album Nick Waterhouse genannt habe«, sagte Waterhouse gegenüber dem Deutschlandfunk. »Wenn man über etwas singt, an das man wirklich glaubt, kann man sich da ziemlich reinsteigern. Außerdem leben wir gerade in einer schwierigen Zeit und das Album ist auch eine Reaktion darauf.« Und wie hört sich so eine Reaktion an? So wie auf den letzten drei vorherigen Alben. Drums? Scheppernd. Vocals? Übersteuert. Sound? Soul und Rhythm‘n’Blues wie aus den Sechzigerjahren. Oder eben von Daptone. Songs wie »Wreck The Rod« bekommen durch Bläser und Bass diesen typischen angenehm warmen Groove. Für die Aufnahmen der Platte ging es zum Electro Vox Recorders in Los Angeles, die Koproduktion übernahm Paul Butler, der schon mit Michael Kiwanuka und Devendra Banhart zusammenarbeitete – was tatsächlich sehr gut zu Nick Waterhouse passt. Früher gab es sonst die eine oder andere etwas arg behornbrillte Harmonie, dieses Mal weicht dies fast vollständig einer Wut und einer Energie, die sich in jedem Takt und jedem Anschlag auf diesem Album wiederfinden. Ein Song wie »I Feel An Urge Is Coming On« hätte früher nie so eine stoische Dynamik entwickelt. Nick Waterhouse kann dem Sound der 1960er Jahre nicht viel hinzufügen – außer eben seine Persönlichkeit. Was dann auch die Selbstbetitelung des Albums erklärt. Und auch wenn sein Blick zurück nicht wirklich neue Perspektiven für den Sound der Gegenwart bringt, so hat er eine wunderbar dichte Platte geschaffen. Das ist nicht Image, das ist Essenz bei Nick Waterhouse. Und das darf gerne noch für ein paar Alben so weitergehen.