Review

Laurie Spiegel

The Expanding Universe

Unseen Worlds • 2019

Das Universum dehnt sich aus. Von einer wissenschaftlichen Tatsache zu sprechen, ist da womöglich etwas schwierig, zumindest was die Überprüfbarkeit betrifft. Die Ansicht ist jedoch unter Leuten, die etwas davon verstehen müssten, ziemlich verbreitet. Liest man hingegen den Titel des Debütalbums der New Yorker Computermusikpionierin [Laurie Spiegel](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5925/laurie-spiegel,) »The Expanding Universe«, klingt das fast nach New-Age-Esoterik. Könnte einfach am veränderten Drumherum liegen. Denn vielleicht hat sie das ja genauso nüchtern gemeint wie die Astrophysiker. Wie man ihre Musik, je nach Haltung, ebenfalls sehr unterschiedlich hören kann. Als Arbeiten einer Klangforscherin, die ihre potentiellen Hörer mag, oder die einer Art elektronischen Mystikerin. Man sollte es mit der ersten Option wenigstens probieren. Auf dieser Platte von 1980 bestehen Spiegels Stücke oft aus mehrstimmigen Melodiepatterns, die sich langsam, na ja, vielleicht nicht ausdehnen, aber jedenfalls weiterentwickeln, aus Harmonien im Raum, die ihre Farbigkeit langsam verändern. Auf ihrem zweiten Album „Unseen Worlds“, 1991 erschienen, sollte dann das computergestützte Modellieren von Klangtexturen stärker im Vordergrund stehen. Auf »The Expanding Universe« sind die Klänge noch schlichter gehalten, weisen aber schon allerhand reges Binnenleben auf, das immer wieder aufbricht, ohne sich komplett von seiner Anfangsgestalt zu lösen. Die ursprünglichen vier Stücke mit gut fünfzig Minuten Dauer, von denen das als »Meditation« gedachte Drone-basierte Titelstück eine halbe Stunde beansprucht, wurden für den Reissue großzügig ergänzt, sodass es auf der Platte jetzt 15 Nummern mit gut zwei Stunden Musik gibt. Was ja ins Konzept passt.