Review

Fabriano Fuzion

Cosmik Sindika

Beaumonde • 2019

Und wieder eine fast unbekannte Genreperle, die online bisher nicht nur für dreistellige Beträge angeboten wurde, sondern tatsächlich auch wegging – und das vielleicht sogar zurecht. Denn »Cosmik Sindika« ist einer dieser seltenen, reich instrumentierten Karibik-Trips, geprägt von wilden Fusionen aus Jazz und Zouk, spirituellen Gesängen, Bass und Bongos, eruptiven Saxofonparts und sparsamen Synthverzierungen, deren Reissues immer längst überfällig erscheinen. Eingespielt unter der Ägide von Bandleader Serge Fabriano irgendwann im Jahr 1982 auf Guadeloupe, einem Archipel vor der venezulanischen Küste und französischen Kolonialüberbleibsel, gibt das Album seinen soziokulturellen sowie geographischen Entstehungsontext in jeder Sekunde kunstvoll wieder. Warm und viszeral fließen die Arrangements aus all jenen exotisch anmutenden Instrumenten, dem getrockneten Flaschenkürbis oder dem Musikbogen Berimbau, vom einleitenden Zweiteiler »Kaladja Vivilo« hinüber zur ekstatisch gelösten »Karibean Suite« oder dem geheimnisvollen Tropentraum in »Kosmos 1 & 2«. Ja, etwas Kosmisches hat diese Musik im Rahmen ihrer Möglichkeiten irgendwie schon und klänge wohl ebenso passend an einem mondbeschienenen Felsenstrand auf Martinique, wie in der Cocktail-Bar, die man von dort aus sieht. Man muss aber nicht um die halbe Welt fliegen, um die Gelassenheit dieser Stücke von Fabriano Fuzion zu genießen. Wenn der Sommer die Sinne wieder auf wohlige Weise mit Hitze und Helligkeit irritiert, entfalten die Harmonien von »Cosmik Sindika« ihre eigentliche Qualität und befeuern die Laune, egal wo man sich gerade befindet. Dann ist dieser vor Vitalität sprudelnde Palmen-Fusion der vielleicht passendste Soundtrack für einen rauschigen Abend am See.