Review

Pharoah Sanders

Africa

Tidal Waves • 2019

Der Jazz-Hype geht weiter. Auf den Straßen reden die Kids mittlerweile wie ihre Großeltern, vergleichen Konzerte miteinander (»Stockholm ist immer noch besser als New York 64«) und diskutieren nochmals den Übergang vom Bebop zum Hard-Bop. Also endlich mal gute Nachrichten aus unserer Welt. Eine weitere »good news« findet sich nun als Reissue im Plattenladen wieder: Pharoah Sanders Album »Africa« aus dem Jahr 1987. Mal wieder von den Herren und Damen von Tidal Waves an den Start gebracht. Ähnlich anderer Re-Releases spezialisiert sich Tidal Waves tatsächlich auf die vergessenen Perlen, die Spezialrollen in den Diskografien der Künstler einnehmen. »Africa« ist ganz sicher nicht Pharoah Sanders’ abgefahrenste Platte, doch es ist eine der Wiederbesinnung. Während er in den 1960er Jahren noch eine der wichtigsten Kräfte war als es vom Modal Jazz Richtung Free Jazz ging. Legendär bleibt Albert Aylers Aussage, die John Coltrane als Vater, Pharoah Sanders als Sohn und Albert Ayler als den Heiligen Geist des Free Jazz bezeichnet. In virtuosen und wichtigen Kooperationen mit John Coltrane und Alice Coltrane legte Sanders sogleich auch Grundsteine für den Spiritual Jazz. Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre war dennoch nicht seine stärkste Phase; vieles klang beliebig, eingelullt vom Fusion-Hype mangelte es Sanders am Mojo. Dieses erlangt er hier zurück wie Austin Powers: Abseits der Sextette und größeren Formationen, die man von Sanders kennt, schließt er sich mit dem Drummer Idris Muhammad (»If Heaven Ever Could Be Like This«), John Hicks am Piano und Curtis Lundy am Bass zu einem aufregenden Quartett zusammen. Rückbesinnung steht im Fokus der Platte, die auch als Hommage an den Ziehvater Coltranes »Africa« gelten darf. Sanders kommt zurück zu seinem Trademark-Überblas-Sound und schafft gerade mit »You’ve Got Have Freedom«, der Neufassung von »Naima« und dem Titelstück, grandiose Musik zwischen Free Jazz und Spritual Jazz. Der Jazzstandard »Speak Low« fällt da tatsächlich etwas ab – da klingt der Fusion wieder durch. Dennoch ist das luftige Schlagzeugspiel Muhammads und vor allen Dingen das Arpeggiator-Spiel Hicks’ im Zusammenspiel immer wieder für Highlights verantwortlich.