Review

Ill Bill & Stu Bangas

Cannibal Hulk

Uncle Howie • 2019

Selbst wenn man den Comic-Overkill durch Kino- und Serienhypes schon mehrfach erlitten hat und das ganze Bohei um den neunzehnten Marvel-Blockbuster konsequent ignoriert, erregt das Cover der in einschlägigen Kreisen lang erwarteten Collab von Ill Bill und Stu Bangas unweigerlich Aufmerksamkeit. Hulk im brennenden Blutmeer, mit einer Halskette aus abgerissenen Köpfen nach dem Betrachter greifend, daneben in Caps: »THE HULK GOES ON A RAMPAGE / MORE SAVAGE / MORE BRUTAL / THAN EVER BEFORE!!«. Ganz dick auftragen für eine von Zynismus geleitete Betrachtung, wie Gore-Effekte in einem klassischen Splatterfilm. Sowas in der Richtung war vielleicht schon immer Faustformel von William Braunstein, wie sich Ill Bills letzter Rest klassisch bürgerlicher Existenz zu nennen pflegt. Zusammen mit seinem kleinen Bruder Necro machte der Comic- und Film-Nerd das Horrorcore-Genre ab der Jahrtausendwende zum Death Metal des Hip-Hops, jedenfalls an der Ostküste der Staaten. Wo Insane Clown Posse, Gravediggaz oder auch Dr. Octagon in den 1990er Jahren den Grundstein legten, schlossen die Brüder aus Brooklyn nahtlos an und betonierten weiter. Und weil es damals wie heute zum guten Ton gehört, drehen sich auch die Texte auf »Cannibal Hulk« in bisweilen zynischer Manier um das Abstoßende und Transgressive, das man oft genug nicht bloß in B-Slashern und Zombieklassikern antrifft, sondern ebenso in Politik und Wirtschaft. Geld, Gier, Drogen, Korruption, Lügen, Mord, Macht. Business as usual. Mehr schlecht als recht kodiert, kommen natürlich im lyrischen Cartoongewand auch giftige Anzug-Faschisten und rappende Antihelden vor. Gleichnisse reichen dabei von Kot bis Könige, von satanischen Katechismen bis zu suizidalem Galgenhumor. Wenn das zu viel wird, kann man sich leicht auf Beats und Flow konzentrieren, denn beides beherrschen Ill Bill und Stu Bangas immer noch mit einer Virtuosität, der man wie einem eloquenten Gitarrensolo zuhören möchte. Features außerdem mit Vinnie Paz (Jedi Mind Tricks,) Slaine (La Coka Nostra) und Goretex. Technisch ist die Platte daher von vorne bis hinten eigentlich erste Sahne, inhaltlich und beatbezogen aber näher am Durchschnitt als nötig. Bisschen kurz auch!