Review

Furniture

When The Boom Was On

Emotional Rescue • 2019

Das Label Emotional Rescue wird mal wieder seinem Namen gerecht und rettet eine Perle voller Emotionen. Diesmal geht es um die englische Band Furniture und deren Debüt-Mini-Album »When The Boom Was On« von 1983. Da ist Label-Chef Stuart Sleath natürlich vollkommen in seinem Metier. Wer die Arbeit des Labels (und des Schwesterlabels Emotional Response) verfolgt, wird erkennen, dass es meist um besondere (und meist vergessene) Perlen der Pop-Geschichte geht. Solche Stücke, Nummern, Platten, Bands, die stets abseits des Mainstreams passiert und trotzdem – oder gerade deswegen – erhaltenswert sind. Furniture hatten schon vier Jahre Live-Shows gespielt, bevor sie ihren Erstling raushauten. Eine interessante Zeit Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger, als der Hype um Punk bereits verebbt war. Die einen machten Post-Punk, andere sollten irgendwann New Romantics werden und wiederum dritte wie Rip Rig + Panic versuchten sich durch Kombination verschiedener Musikrichtungen – hier Jazz und Punk – zu etablieren. Furniture dürften irgendwie zwischen den Polen stehen. Dazu dann noch den Arthouse-Pop eines Bryan Ferrys in die Mischung schmeißen und gewisse New- und No-Wave-Tendenzen untermischen und der Cocktail nimmt so langsam Form an. Trotzdem mögen einen die sahnigen ersten Worte und Zeilen des Openers »Transatlantic Cable« doch überraschen, klingen sie doch wie Country-Folk im sakralem Zusammenhang. Danach folgt viel eigenwilliger Pop mit sehr viel Jazz-Feelings, sehr adult, nie protzig, doch überladen. Und gerade der New-Wave-Closer »Why Are We In Love« schmiegt sich trotz gewisser Zappeligkeit an. Egal ob frisch-verliebt oder liebeskummernd: Das ist was für Teenie-Zimmer von 16-56.