Review

Andy Stott

It Should Be Us

Modern Love • 2019

Für 2020 schon die nächste Studioarbeit in der Pipeline, aber vorher nochmal mit einer Doppel-EP, die andere Produzenten bereits als neues Album präsentiert hätten, den eigenen Ausnahmestatus zementieren: Andy Stott weiß, wie man sich anno 2019 vom Mittelmaß abhebt und bleibt dabei keinem Connaisseur technoider Ekstase irgendetwas schuldig. Nach dem vor drei Jahren veröffentlichten »Too Many Voices« hatte der Mann aus Manchester zwar einige Clubs und Festivals bespielt, sich aber auch um Familie und Freunde gekümmert, abseits des Tohuwabohus gelebt. Muss auch mal sein – und tut der Stilentwicklung offenbar mehr als gut. Denn »It Should Be Us« ist schon in den ersten Minuten einwandfrei als Werk des Analog-Alchemisten erkennbar: Flirrende Höhen, scharfe Cuts, tonnenschwere Dub-Bässe, ausgespien zwischen industriellen Federresonanzen – »Dismantle« ist nichts Geringeres als eine der exzessivsten Produktionen seiner bisherigen, an künstlerischen Exzessen sicher nicht armen Laufbahn. Unterdessen hätte »Promises« in der Form auch problemlos auf »Faith In Strangers« Platz gefunden, so satt schimmernd kommt der Stott-Sound in diesen sechs Minuten daher. Stimmungsumbruch. »Collapse« bestünde daneben mit schroffem Schornsteinraunen wohl jeden Test als Score für die Übernahme der globalen Infrastruktur durch Skynet – die beschworene Bedrohung ist hier absolut greifbar. Vom Titeltrack über das urban groovende »Take« bis hinüber zum Mülltonnenstampfer »0L9« demonstriert Andy Stott dann nonstop, wie viele morphologische Ideen er eigentlich wirklich noch für seine Klangsprache in petto hat. Und weil »Versi« als Rohrfrei für die Seele ebenso gut funktioniert wie das Intro, lassen sich die ungeilen Voiceloops im zum UK-Bass-Filler verschmierten »Ballroom« kurz vorher ganz locker verkraften. Ein verficktes Fest. 2020 kann kommen.