Review

I.A.O.

Phase 3

Left Ear • 2020

Ein kryptischer Name, der wenig bis keinerlei Informationen jenen Preis gibt, die nicht wissen, was ein I.A.O. oder welche Phase denn die dritte gewesen sei. Diese Phase 3 bezeichnet im Zusammenhang der Veröffentlichung auf dem Deep-Digging-Label Left Ear eine Zeit zwischen 1988 und 1995. In den sieben Jahren fanden sich Achim Kohlberger, Ralf Östereich und Carsten Zielske regelmäßig zusammen um einen musikalischen Ausdruck für die welt-politischen Veränderungen (Berliner Mauer, Ende der Sowjetunion, Attac etc.) zu suchen und zu finden. Kohlberger, Östereich und Zielske gründeten InAndOut schon 1983 in Berlin. Ersterer sollte Jahre später zusammen mit Tresor-Dimitri Hegemann, das Atonal Festival begründen. Als Musiker ging es gar nicht so atonal zu. Gerade die hier dargestellte Schaffensepisode ist eher geprägt von soundtrackhaften Tracks und lockeren, epheremen Songs, die nur ganz im Innersten wissen, was Techno ist. Viel mehr schaut man (vermutlich rein zufällig) nach Japan: Ryuichi Sakamoto und Haruomi Hosono könnten Pate gestanden haben. Es plickert und pluckert hier. Klingt so gar nicht wirklich nach Achtziger oder Neunziger. Heutzutage würde man eine solche Musik tendenziell bei Music From Memory oder Growing Bin suchen. Damit grenzt man auch recht klar das Publikum für diese Monographie ein: Musikinteressierte, denen das Besondere näher scheint, als das Offensichtliche, die das Unbekannte dem Populären vorziehen. Distinktionsgewinn ist garantiert; ist in dem Falle tatsächlich schade, da »Phase 3« gerne in jedem Wohnzimmer statt Tangerine Dream oder Jean-Michel Jarre stehen dürfte.

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