Review

Black Lips

Sing In A World That’s Falling Apart

Fire • 2020

Aus der Garage in die Arena – die Black Lips haben die Welt mit Musik erobert, die kein Garant für derartige Erfolgsgeschichten ist. Nun erscheint ihre neunte Platte »Sing In A World That‘s Falling Apart«. Die fünfköpfige Band aus Atlanta, Georgia wird dem Garage Rock zugeordnet, geht mit ihren Country-Einflüssen aber verschwenderischer um als Kid Rock. Während jedoch Donald Trumps Kumpel Hillbilly-Klischees stumpf bedient, suhlen sich die Black Lips in einer cleveren Hinterwäldler-Rhetorik, für die man um die Ecke denken muss: »I feel like a strung out snuffaluffaguss / On the south side wearing Vietnamese cowboy clothes / And I found out the hard way that the pathway to her heart is not through her nose«. Nach wie vor ergänzen die Black Lips die Grundausstattung einer Band durch Mundharmonika, Saxofon und Banjo. Flirtet ein Song mit ruhigen Blues-Elementen, bricht er spätestens nach dem ersten Refrain auf. Häufig nutzt die Gruppe hierfür Tempowechsel. Die Aufnahmen klingen für das Genre typisch unsauber. In Stücken wie »Dishonest Men« und »Live Fast Die Slow« kratzt der mehrstimmige Gesang im Kopfhörer. Mit diesem Charme werden die Black Lips auch Classic-Rock-Fans begeistern. Auf »Gentleman« klingen sie wie die talentiertere Version der Siebziger-Legenden The Sweet. Kaum ein Song fällt durch außergewöhnliche Songstrukturen auf. In dieser Gleichförmigkeit liegt der Reiz von »Sing In A World That‘s Falling Apart«. Trotz Lyrics mit hoher Einstiegshürde wollen die Black Lips Einigkeit schaffen. Das gelingt ihnen durch zwölf Stücke, die kaum eingängiger sein könnten.