Review

Thony Shorby Nyenwi

Sweet Funk Music

Jet • 2020

Nigerianische Musik aus den 1970er Jahren? Klar, da denkt jeder sofort an Afrobeat und seinen bekanntesten Vertreter Fela Kuti. Mit dieser Klassifizierung liegt man sicher auch bei Thony Shorby Nyenwi und seinem Album »Sweet Funk Music« von 1978 nicht komplett daneben – wird ihm aber auch nicht wirklich gerecht. Als erstes fällt die entspannte Wärme und Verspieltheit der Musik auf und die durchgehend freundliche Stimmung. Anklagende politische und sozialkritische Texte sind hier auch nicht zu hören. Die Songs sind zwar genauso treibend und repetitiv, enthalten neben westafrikanischen Elementen und Funk-Anteilen aber auch Einflüsse aus Rock, Reggae, Soul, Latin sowie Singer Songwriter- Musik. Durch ihre an Jonathan Richman’s Modern Lovers erinnernde Leichtigkeit klingen sie eher wie eine Indiepop-Tanzballaden-Version von Afrobeat. Statt der Big Band-Wucht Fela Kutis hören wir hier ein wesentlich minimaleres aber genau so hypnotisches Gerüst aus stoischem Schlagzeug und groovender Bassgitarre zu mäandernden Orgelmelodien und funky Wah Wah Gitarren mit inbrünstigem mehrstimmigen Gesang, der gern auch mal nach morgens um 5 klingt. Die Tracks haben stets die Frische von »First Takes«, muten immer gekonnt improvisiert an und wirken dadurch unheimlich lässig. Eine echte Entdeckung!