Review

Ihsan Al-Munzer

Belly Dance Disco

BBE • 2020

Mit Mitte der 1970er und den frühen 1980er Jahren begann der Bürgerkrieg im Libanon besonders heftig zu wüten. Weite Teile des Landes wurden verwüstet und das gesellschaftliche Leben geriet unter Beschuss. Künstlerisch jedoch wollte man sich fortentwickeln. In dieser politisch vergifteten Zeit konnte der Organist und Komponist Ihsan Al-Munzer mehrere Platten unter den Arbeitstiteln »Belly Dance Disco« beziehungsweise »Disco Belly Dance« veröffentlichten. Mit Erfolg. So leistete Al-Munzer mit der Art westliche Rhythmen und arabische Percussions zu verknüpfen Pionierarbeit. Seine typischen Synthesizer-Soli waren sowohl für den heimischen Markt sanft und harmonisch als auch für westliche Hörgewohnheiten tanzbar und treibend genug. Al-Munzers erste Veröffentlichung »Belly Dance Disco« erschien 1979 auf dem Label Voix De L’Orient. Häufig erinnern seine Stücke an arabische und türkische Folklore, die jedoch mit den eigenen Kontexten so weit brechen, dass sie auch als Dancefloor-Filler für gut geölte Studio-54-Nächte gedient haben könnten. Die über ansteckende Tempi verteilten teils hypnotischen Moog-Passagen zelebrieren die eigene Kultur ebenso wie die der Fremdbezüge. Völlig unerwartet taucht mit dem Stück »A New Candle« die Bauchtanz-Version einer bekannten Geburtstags-Melodie auf. Manchen dürfte auch das Stück »The Joy Of Lina« als Ausgangsmaterial für den Mos-Def-Track »The Embassy« von 2009 bekannt sein. Zuletzt legte das Label Fortuna Records die Stücke »The Joy Of Lina« und »Jamileh« als 12-Inch neu auf. Als Teil der Reissue-Reihe »Middle Eastern Heavens« erscheint das Album nun erstmals seit der Erstveröffentlichung in voller Länge.