Review

Destroyer

Have We Met

Dead Oceans • 2020

Dan Bejar ist schon eine Type für sich, ein aus der Zeit gefallener »character«: immer etwas grummelig, aber trotzdem sympathisch; pessimistisch, dabei aber witzig; verkopft und doch intuitiv zugänglich. Ähnlich anachronistisch und scheinbare Gegensätze vereinend könnte man seinen musikalischen Output als Destroyer beschreiben, was die Band trotz aller stilistischer Unterschiede mit Bejars kanadischen Landsmännern von Timber Timbre verbindet. »Have We Met«, das inzwischen 13. Album, ist dafür keine Ausnahme. Zwar wurde der volle Band-Sound der letzten Veröffentlichungen zurückgefahren und nur der langjährige Produzent John Collins sowie Gitarrist Nic Bragg durften diesmal mitmachen. Herausgekommen ist aber ein Werk so irritierend und gleichzeitig so vertraut wie das 2011er Erfolgsalbum »Kaputt« Getragen von eleganten Synth-Flächen, knarzenden Bässen, dezenten Klavier-Einsprengsel und Braggs überraschender Gitarrenarbeit kann Bejar seine gewohnt gleichgültig gecroonten Stream-Of-Consciousness-Lyrics, die er zum Teil einfach bei sich zu Hause am Küchentisch aufnahm, perfekt zur Geltung bringen. Die zehn neuen Songs sind tief in der Soundästhetik der 1980er Jahre verwurzelt, was mal wie in »Cue Synthesizer« abgehangen-funky ausbuchstabiert wird, mal verträumt indiepoppig klingt (»University Hill«). Die dunkle Atmosphäre der kryptischen Texte wird dabei stets von überwiegend warmen Klangfarben konterkariert; noch dazu hat das Ganze viel Groove. »Have We Met« ist damit so unzeitgemäß und widersprüchlich, wie sich die Gegenwart anfühlt.