Review

Priscilla Ermel

Origins Da Luz

Music From Memory • 2020

Wer den Output des Labels Music From Memory verfolgt, der wird auf die beiden Compilations »Outro Tempo« und »Outro Tempo II« gestoßen sein. Beide Sampler versammelten verschiedene Fundstücke der brasilianischen Musikgeschichte; insgesamt aus dem Zeitraum zwischen 1978 und 1996. Neben Maria Rita waren vor allen Dingen die Stücke der Cellistin Priscilla Ermel große »Digs«. Ermel, aufgewachsen in São Paolo, lernte schon als Kind Gitarre und Cello, widmete sich bald dem Reichtum an Instrumenten der indigenen Bevölkerung Brasiliens. Über Jahre versammelte sich Percussioninstrumente und Trommeln, aber auch Streich- und Zupfinstrumente, die meist vollkommen unbekannt sind. Mehrere Expeditionen in den (heute täglich schrumpfenden) Regenwald nutzte sie zur tiefen Auseinandersetzung mit Musik in archaichen Gesellschaften und Gruppen, in Dörfern, die abgeschnitten von jeglicher »moderner« Zivilisation seit Jahrzehnten unverändert leben. Diesen Schritt wagte Priscilla Ermel vor allen Dingen, da sie sich als Brasilianerin keineswegs durch die europäisierte Musikgeschichte repräsentiert fühlte. Eine Auseinandersetzung mit Tai Chi und seinem handgebremsten Tempo später, entstanden zahlreiche Songs, von denen nun 15 auf »Origens Da Luz« versammelt sind. Es sind folkloristische Lieder voller sublimer Klarheit, häufig außerweltlich, manchmal außerirdisch klingend. Es werden Nebelbänke im Regenwald genauso durchschritten, wie kleinere Fahrten auf dem Amazonas gewagt – bis ganz nah an den nächsten Wasserfall. Wer nun einwirft, dass dies abgeschmackte Bilder seien, der hat nicht ganz unrecht; gleichsam fällt es bedauerlicherweise schwer diese Lieder zu greifen. Maultrommeln und Cuicas, Gesänge aus den brachial lauten Untiefen des Amazonasgebietes, wohlfeile und gediegene Lieder, wohltemperiert. Diese Platte ist eine spirituelle Reise; was soll man da noch sagen?!