Review

The Heliocentrics

Infinity Of Now

Madlib Invazion • 2020

Das Genie von Malcolm Catto und Jake Ferguson spricht sich langsam rum. Man kann es nicht anders sagen. Lange Zeit blieben die beiden mit ihrem Ensemble The Heliocentrics unbeachtet, trotz Kritikerlob und tatkräftiger Unterstützung von Musikerkollegen wie Madlib Damit sich das ändert nimmt sich eben jener Madlib nun der Sache an und promotet und releaset das neue Album auf seinem Label Madlib Invazions Das ist nur angebracht, immerhin haben The Heliocentrics stets nur mit den Größen des Geschäfts kooperiert; so veröffentlichten sie schon Alben mit Hi-Life-/Afrobeat-Legende Orlando Julius mit dem Godfather des Ethio-Jazz‘ Mulatku Astatke und Melvin Van Peebles. Den großen (auch musikalischen) Durchbruch feierten sie 2017 mit »A World Of Masks« auf Soundway Mit Barbora Patkova hatte man nun eine Sängerin an Bord. Diese besondere Mischung brachte eine ganz neue Qualität hervor; nie war man dem großen Vorbild Sun Ra und seinem Arkestra näher. Ähnlich dem Meister dieses Soundspektrums aus Jazz, Ethno, Funk und Psychedelic fuhr man in andere Sphären ein. Und gerade der psychedelischen Natur der Musik wird auch hier wieder ausgiebig nachgegangen. Denn »Infinity Of Now« legt nochmal ein paar Kohlen mehr ins Psych-Feuer; man könnte fast meinen, dass Kiffen für diese Platte erfunden worden wäre. Die Rhythmus-Section, die von den beiden Köpfen Catto (Drums) und Ferguson (Bass) geleitet wird, bietet das syntaktische Bett auf dem sich diesmal vor allen Dingen Gitarre und Orgel breit machen können und dürfen. Das ist seltenst gefällig, »Nonsense (Slow Comp)« ist etwa ein disruptiver bad trip, der nicht-gefestigte Personen sicher auch aus den Schuhen hauen kann. Insgesamt darf man aber das bad gerne streichen, denn der Trip ist weitestgehend deep, fein, von kleinen Akzenten geprägt, von Wiederholungen und Loops getragen. Ein echter Synapsen-Killer, Starkstrom-Jazz, eine Reise zum Mittelpunkt des eigenen Seins!