Review

Tame Impala

The Slow Rush

Caroline • 2020

Kevin Parker entfernt sich mit seiner Ein-Mann-Band Tame Impala immer weiter von klassischer Gitarrenmusik. Treue Hörerinnen und Hörer realisierten das spätestens seit »Currents« von 2015. »The Slow Rush« vollendet die Abkehr. Wie die Pet Shop Boys nach Sizzurp-Konsum haut der 34-Jährige in die Keyboard-Tasten und verklebt mit den Synthesizern ganze Arrangements. Akustikgitarren und Percussions scheinen nur noch vage durch die dicken Elektro-Schichten. Stoische Hip-Hop-Beats treffen auf schwere Bässe, die auch als Distortion-Effekte durchgehen könnten. Anstrengend klingt das vierte Studioalbum von Tame Impala trotzdem nicht – es wirkt eher betäubend. Die E-Gitarre packt Parker nur noch im Notfall aus, seine psychedelische Sozialisation hat er jedoch nicht vergessen. Die zwölf Songs mäandern wie ein ruhiges Bachbett. Kein Stück sticht heraus. »If you need someone to tell you that your special, I can«, singt der Australier in »Breathe Deeper«. Die Musik auf »The Slow Rush« möchte freundlich sein. Durch Parkers konstante Kopfstimme, die nicht nervt, gelingt ihr das auch. Dennoch stellen Tame Impala ihre Langzeit-Fans auf die Probe. »The Slow Rush« klingt, wie ein Science-Fiction-Film aus den Siebzigern aussieht. Liebe es oder hasse es – dazwischen gibt es nichts mehr.