Review

Sasaki Hideto & Sekine Toshiyuki Quartet +1

Stop Over

BBE Records • 2020

Gerade einmal 20 Jahre alt war Pianist und Jazzspezi Toshiyuki Sekine, als er sich mit dem Trompeter Hideto Sasaki ins Studio setzte, das Licht auf Knisterstimmung dimmte – und den herzzreißendsten Hard Bop jenseits von Hokkaidō aufs Band klimperte. 100 Platten ließen die beiden 1976 pressen. Understatement auf Japanisch. Schließlich war das gerade genug, um das Ding an Freunde und Familie zu verchecken. Danach war die Platte lange verschollen. Auf Discogs ging eine der wenigen vor über einem Jahr für 1.000 EUR weg. Zu viel Asche, dachten sich auch Tony Higgins und Mike Peden. Die beiden Universal-Jazzisten haben, im Auftrag des Labels BBE den Kontakt nach Japan hergestellt, »Stop Over« auf Originalbändern aufgetrieben und dem 64-jährigen Sekine den Füller in die Hand gedrückt. Um den Vertrag zum Reissue zu unterschreiben – und die Liner Notes für die Platte zu verfassen. Wer mit den »J-Jazz«-Compilations von BBE vertraut ist, dürfte die Hard Bop-Nummer von »Deep Modern Jazz From Japan 1969-1983 Vol.2« kennen. Bei dem Tempo, den die beiden darauf vorgelegt haben, treiben Kirschblüten zwischen Kagoshima und Sapporo schon im Februar aus. Aber auch sonst haben sich Sasaki Hideto und Sekine Toshiyuki in treibendes Fahrtwasser begeben, bei dem Art Blakey den Schweiß auf der Snare Drum verteilt. Mit Cover-Versionen vom legendären Bobby Hutcherson (»Little B’s Poem«) und dem Zigarren-in-tiefen-Ledersesseln-qualmenden »Soultrane« des Bebop-Wegbereiters Tadd Dameron schippern Sekine und Sasaki den Ostküsten-Jazz über den Pazifik. Rein in die Metropole nach Tokio, raus in die Welt.