Review

M.Rux

Vermonische Melodien

Pingipung • 2020

Die Albumtitel sowie die Namen von Songs wie »Magische Time« könnten direkt aus dem Niklas-Wandt/Wolf-Müller-Track-Generator stammen, der Rückgriff auf alte – und zwar wirklich alte, mehr als ein halbes Jahrhundert alte – Stimmsoftware von IBM scheint konzeptuell direkt von Jóhann Jóhannsson gemopst. Und doch steckt in den »Vermonischen Melodien« des DJ und Produzenten M.Rux etwas sehr Eigenes. Das Album hat der bisher vor allem als Edit-Schnipsler und Remixer bekannt gewordene Berliner mit den DDR-Antworten zur Roland- und Korg-Serien eingespielt: Statt einer TR-909 stellt die Vermona ER 9 den Beat – und so weiter, und so fort. Das ist natürlich (auch) als Hommage an Reinhard Lakomy gedacht und riecht dann dankenswerter Weise dennoch nicht nach reiner Ostalgie, selbst wenn die Tracks auch mal mit Titel wie »Wartburg« noch ganz andere Ost-Geräte in Erinnerung rufen. Sondern stattdessen nach was? Vor allem nach gewieferter Beat-Maker-Magic, die naive Untertöne ebenso in sich aufgenommen hat wie die eine oder andere Vierte-Welt-Idee in Rhythmus und Harmonik. Da macht sich selbstverständlich eine Querverbindung zu Hip Hop und balearisch-kosmischer Dance Music im unteren BPM-Bereich auf wie ein Faible für abenteuerliche Randnummern der Musikgeschichte hörbar wird. Vor allem aber wirken die vermonischen Melodien von M.Rux trotz dezenter Analog-Patina und dem einen oder anderen Rückgriff auf Synth-Pop und Achtziger-Ethno-Fantasien nicht vorgestrig, sondern angenehm milde aus der Zeit gefallen. Sonderbare, besondere Musik.