Review

Roman Flügel

Garden Party

Running Back • 2020

Schlechteres Timing hätte sich Roman Flügel für sein Klarnamen-Debüt auf Gerd Jansons Label Running Back kaum wünschen können: Nicht nur die Dancefloors dieser Welt machen dicht, sondern auch die titelgebenden Gartenpartys sind Frühlingsanfang zum Trotz epidemiologisch wie sozial betrachtet eben keine gute Idee. Dabei wollen die vier Tracks von »Garden Party« doch die allergrößte Nähe, soll heißen Ganzkörpertanzen und Ohrmuschelausschlecken zelebrieren, als stünde dem keine Ansteckungs- und Weiterverbreitgefahr im Weg. Der Titeltrack ist eine feurige Italo-Fantasie, glattpoliert und doch extrem körperlich: schubbernde Bassline, knallender Backbeat, grelle Synthie-Stabs und kullernde Melodien. Flügel war selten dermaßen Hit-heischend und seltener noch sind im größere Hits gelungen. Auch »Parade d’Amour« setzt auf offensichtliche Italo- und Hi-NRG-Elemente, viel retrofuturistisches Pathos und einen strammen Groove, der von einer Bassline vorangeschoben wird, deren hypereffiziente Schnickschnacklosigkeit zu bewundern ist. Noch so ein: Hit, Hit, Hit. Auf der Flip eröffnet »Juke City« mit deutlichen Chicago-Referenzen, auch wenn das Klangbild dieselbe Hochglanz-Formsprache verwendet und die Bässe nur mit etwas Verzerrung den balearischen Harmonien etwas Schmutz ins Getriebe reiben. Das macht »Wood & Neon« mit funkigen Untertönen und viel Synthie-Gequietsche ähnlich: Hier werden im Dialog mit einem schnurgeraden Beat Reibung und Dynamiken erzeugt, anstatt dass ein bekanntes Programm auf Autopilot abgewickelt wird. »Garden Party« mag auf nur vier Stücken ziemlich viel Vergangenheit zitieren, Flügel aber gelingt ein seltenes Kunststück. Selbst in ihren generischsten Momenten übertrumpfen diese vier Stücke ihre Blaupausen. Das will auf dem Dancefloor im Direktkontakt mit der Crowd erlebt werden, wenn der Sommer kommt. Aber weil das alles gerade in weite Ferne rückt: Für einen Quarantäne-Klammerblues im stillen Kämmerlein sollte es unbedingt reichen, und sei es nur in Antizipation besserer Tage.