Review

Popnoname

Horizons

Feines Tier • 2020

Jens-Uwe Beyer ist Popnoname. Manchmal zumindest, in letzter Zeit war er es eher selten. Seit dem Jahr 2013 ist keine eigenständige Veröffentlichung des Kölners unter diesem Pseudonym erschienen, das gleichnamige Label liegt seit zwei Jahren ebenfalls brach und »Horizons«, sein Ist-es-schon-ein-Comeback-Album, erscheint stattdessen bei Feines Tier. Ansonsten aber scheint alles beim Alten: Popnoname macht jeweils weiterhin Minimal Techno im besten, Deep House im treffendsten, Nu Disco im aufrichtigsten und Pop im angenehmsten Sinne dieser Wörter. In zwölf Stücken auf über siebzig Minuten, die je nach Tagesform länger oder kürzer scheinen. Denn »Horizons« setzt auf Loop-basierte Musik, die je nach Betrachungsweise nicht enden will oder aber noch nicht vom Platz gekommen scheint, sobald sie schon wieder verklingt. Ekstastische Orgeltöne (»The Church and the Devil«), eine Zwei-Ton-Bassline und gehauchte Vocals (»Just Show«), ruppig manipulierte Vocal-Samples und pointillistische Trance-Attacken (»All die Arten«), hauchdünne Streicher (»Lala London«) – Beyer bindet Schleifen daraus und lässt sie laufen, ein Eigenleben und einen unbestechlichen Drive entwickeln. Es geht auf der Stelle voran. Dass ein paar mit Gesang versehene und strukturell deswegen näher am Pop angesiedelte Tracks wie »6 Steps to Nowhere« und »Natural of Course« die Verknüpfungen und Verknotungen von »Horizons« zwischendurch etwas auflockern, ist da umso dankbarer. Denn Jens-Uwe Beyer mag Popnoname sein, lässt sich aber weder auf den Eigennamen noch ein bestimmtes stilistisches Programm festschreiben. Gerade das macht seine Quasi-Rückkehr zu einer willkommenen.