Review

Four Tet

Sixteen Oceans

Text • 2020

Kieran Hebden gibt eher wenig Anlass zur Klage. Als Four Tet hat er friedliche Lebensformen elektronischer Musik kultiviert, die mit Folk oft mehr zu tun hatten als mit den Dingen, die sich im Club so abspielen. Auch seine Clubmusik im engeren Sinn findet oft einen Dreh, der dank großzügig gestalteter Melodien auf eine größere Ansprache abzielt, aber eben weniger durch große Gesten als durch Feingefühl. Und mit Musikern wie dem mittlerweile verstorbenen Schlagzeuger Steve Reid oder als Produzent von Neneh Cherry erkundete er noch einmal andere Gefilde zwischen Jazz und Abstraktion. Jetzt bietet er »Sixteen Oceans«, ein Album ohne Titeltrack, denn die 16 Ozeane sind die einzelnen Nummern der Schallplatte selbst. Die können windstill und ruhig treibend sein, sie können aber ebenso, von einem regelmäßigen Beat aufgepeitscht, die Hörer vor sich her und auf die Tanzfläche treiben. Die Produktion ist mitunter üppig, manchmal sogar ein klein wenig cheesy, wenn etwa, wie in »Harpsichord«, das titelgebende Instrument etwas plump in die Textur eingearbeitet wird. Am schönsten ist es, wenn Kieran Hebden unerwartete Dinge mischt, die sich gleichwohl nicht ins Gehege kommen, wie der gerade Beat, die Oud-Töne, klappernde Perkussion und die kaum zuzuordnenden Synthesizerklänge im Hintergrund von »Insect Near Piha Beach«. Wie tief man eintaucht, kann je nach Stimmungslage variieren. Doch selbst da, wo er sentimental zu werden droht, berührt Four Tet einen am Ende doch.