Review

Wilma Archer

A Western Circular

Domino • 2020

»Gut Ding will Weile haben«, dachte sich Will Archer wohl und ließ sich satte fünf Jahre Zeit, um nun unter seinem neuen Moniker Wilma Archer endlich sein Debüt »A Western Circular« zu veröffentlichen. Arbeitsreiche fünf Jahre sind das sicherlich gewesen, denn der britische Produzent komponierte und produzierte nicht nur diese zehn Tracks, sondern auch für Sudan Archives, Celeste und Nilüfer Yanya. Daneben erschien letztes Jahr »Burd« seine Zusammenarbeit mit Odd-Future-Mitglied Pyramid Vritra als Wilma Vritra. Obwohl auf der ersten Single »Last Sniff« MF Doom gefeatured wird, ist »A Western Circular« lange nicht so Rap-lastig oder allgemein Text-basiert wie »Burd«. Vielmehr erwarten unvoreingenommene Ohren vielschichtige orchestrale Instrumentals zwischen Lounge Jazz und Downtempo, oft getragen von Cello-Arrangements und Bläser-Melodien, dazu spärliche, zurückhaltende Beats und irisierende Synth-Schleier, schonmal durchsetzt mit einer Psych-Rock-Gitarre oder einem wild gewordenen Saxophon. Neben MF Doom lud Archer sich die bereits erwähnte Sudan Archives Future-Islands-Sänger Samuel T. Herring und Laura Groves vors Mikro. Zusammen verhandeln sie die (Dis-)Kontinuitäten, Kreisel und Zirkelschlüsse des Lebens, die paradoxerweise gleichzeitig traurig und tröstlich sein können. Diesem intimen Werk stellt Archer in den Liner Notes das Motto: »this music was designed to be listened to alone, in a low-lit room, with no distractions« zu Seite. Passender und perfekter getimt könnte »A Western Circular« in diesen Zeiten der Quarantäne also kaum sein.