Review

Charles-Eric Charrier

Silver

Experimedia • 2011

Die Bezeichnung »doomed jazz-noire« für die Musik von Charles-Eric Charrier erscheint sinnvoll. Nicht nur, weil die Musik damit hinreichend beschrieben ist, sondern auch, weil der Link zum Cineastischen, der dieser Musik innewohnt, hier impliziert ist. Gleich bei 21 Echoes Short gibt’s diesen Western-Moment: langsame Einstellungen, schwere Bilder auf breiten Leinwänden und – die Musik von Ennio Morricone. Der Vergleich wiegt hier allerdings mitunter so schwer, dass Silver diese Last nicht abschütteln kann. Ein Akkord bei Morricone transportierte eben Bilder, Gefühle, Erinnerungen. Die Filme brauchten die Musik des Italieners. Die Musik von Charrier dagegen braucht unbedingt Bilder, weil sie sie von allein nicht herstellen kann. Jedenfalls nicht, wenn die Stahlsaitenakustikgitarre angeschlagen wird. Richtig gut wird’s, wenn Charles-Eric Charrier und seine Kompagnons Ronan Benoit und Cyril Secq die Zügel (um im Bilde zu bleiben) lockerer halten wie auf 12 From, oder sich beim Bearbeiten der Saiten bei 9 Moving der Intuition des Augenblicks überlassen. Das ist dann Blues und Klezmer, Trauer, Einsamkeit, Schmerz und unbedingter Lebenswillen. Das ist »morricone-ish« in meinem Verständnis. Dröge Country-Adaptionen in Dolby Surround braucht’s dann eigentlich nicht.