Review

Tied & Tickled Trio / Billy Hart

La Place Demon

Morr Music • 2011

Markus und Michael Acher scheren sich mit Tied & Tickled Trio noch viel weniger um Konventionen und Genregrenzen als mit ihrer Hauptband The Notwist oder auch mit 13&God. Nachdem das letzte Album Aelita noch sehr elektronisch, gar dubsteppig klang, steht nun Jazz in all seinen Darreichungsformen im Zentrum. Das ist nicht verwunderlich, wenn man mit einem der etabliertesten Jazz-Schlagzeugern kollaboriert. Billy Hart, der letztes Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, hat bereits auf über 600(!) Alben getrommelt, unter anderem für Herbie Hancock und Stan Getz. Egal ob Cool oder Hot, Nu oder Swing, Fusion oder Free – Jazz bleibt Jazz. Die Swinging Eights des Schlagzeugs, die anspruchsvollen Improvisationen sowie die ambitionierten Songstrukturen verdecken dabei jedoch nie den typischen Weilheim-Klang: organisch trotz aller Elektronik, hoffnungsvoll trotz aller Melancholie. Nie weiß man, in welche Richtung sich ein Stück entwickeln wird, alles scheint im musikalisch Möglichen. Somit passt auch der Titel gut zum Dämon des Mathematikers LaPlace, der davon ausging, dass man mit dem kompletten Wissen über die Gegenwart sehr präzise Aussagen über die Zukunft abgeben könne. So vielseitig und unberechenbar wie Tied & Tickled Trio ihre Musik vortragen, braucht es gar keine Quantenphysik, um das zu widerlegen.