Review

Booker T. Jones

The Road From Memphis

Anti- • 2011

Hip Hop’s Sessionband The Roots sind nach ihrer Zusammenarbeit mit John Legend nun mit der Hammondlegende Booker T Jones ins Studio gegangen. Auf The Road From Memphis dokumentiert der dreifache Grammygewinner die Reise von seiner Heimatstadt Memphis bis in den Soulolymp, von seiner Jugend als Zeitungsjunge, der beim Klavierunterricht neugierig die Orgel in der Ecke beäugte, über Dap-Town New York bis zur Motown-City Detroit. Wie bereits auf seinem Comeback Potato Holes nimmt sich Booker T Jones den gelungenen Auswürfen des modernen Pop an, in diesem Fall Lauryn Hills zeitlosem Rap-Meisterstück Everything Is Everything und Cee-Lo’s dreistem Pophit Fuck You. Booker T Jones hätte auf die Coverversionen auch verzichten können, denn nach 50 Jahren scheint der Funk-Virus noch immer nicht aus seinem Blut gewaschen zu sein. Auch ohne die Groovegaranten von The Roots, mit Questlove’s fliegenden Drums im Rücken, zeugen die elf Tracks von einer Ikone, die schon mit den legendären M.G.’s auf der Bühne stand, als die Dap Kings ihre Drumsticks noch nicht einmal halten konnten. Der Sound steht durchweg in der Tradition des Memphis Soul. Dazu tragen auch Lou Reed auf dem melancholischen The Bronx und die gewaltige Stimme von Sharon Jones bei. Die besten Vocals stammen allerdings von Booker T selbst, dessen gealterte Stimme auf der Ode an seine Heimatstadt Down In Memphis an die ersten Stax-Releases erinnert. Ohne die Covertitel und die lange Lebensgeschichte, die auf dem Album erzählt wird, könnte The Road From Memphis auch einige Jahrzehnte früher datiert sein und The Roots als die neuen, von Booker T immer bewunderten, Funk Brothers spielen.