Review

Stuart Baker (Hg.)

The Cover Art Of Studio One

Soul Jazz • 2011

Nach den gemeinsam mit Gilles Peterson kuratierten Freedom Rhythm and Sound und Bossa Nova , werfen Soul Jazz-Gründer Stuart Baker und sein neuer Sidekick einen Blick auf die spezielle Ästhetik des legendären Studio One. Für die Abteilung Geschichtsstunde zeichnet diesmal größtenteils der Reggae-Historiker Steve Barrow verantwortlich. Stuart Hall hingegen hat seine Plattensammlung durchstöbert und steuert einen kurzen, arg allgemein gehaltenen Einleitungstext zur künstlerischen Entwicklung der »Studio 1«-Cover bei. Bloß Gilles Peterson war scheinbar anderweitig verplant. Wie schon Hall in den Einleitungen zu Freedom Jazz und Bossa Nova, strukturiert auch Barrow seine sieben Dekaden weit reichende Erzählung entlang einiger weniger herausragenden Persönlichkeiten – und natürlich ist die Geschichte vom nachhallenden Ruhm des Studio 1 die Geschichte von Clement »Sir Coxsone« Dodd. Und diese 70 Jahre spannend an den Leser zu bringen, bedarf es eigentlich keiner sonderlichen Anstrengung: Als da wäre die blutige Rivalität unter den frühen Soundsystems, die Herausbildung eines wahren Recording-Imperiums, die Erfindung der In-House Band und exklusiver Dubplates, Verrat, Mord und das Aufkommen von Ska, Rocksteady und schließlich Dancehall. Das dazugehörige Personal umfasst so schillernde Persönlichkeiten wie eben Sir Coxsone, Prince Buster, King Edward, Lee Perry, die Skatalites, Marcia Griffiths, die Wailers oder die tragische Figur des geistig erkrankten Dun Drummond. Leider nimmt Barrow seine Rolle als Musik-Historiker dabei ausgesprochen ernst und erledigt die – zugegebenermaßen kaum lösbare – Aufgabe eines umfassenden Abrisses auf 8 Seiten mit der Verve eines Secondhand-Plattenhändlers, der wegen der paar Spliffs auf dem Schulklo aus seinem Brotjob als Englischpauker geschmissen wurde. Im Vergleich zu seinen Vorgängern, wurden auch die erläuternden Passagen zwischen den Covern deutlich zurückgeschraubt. Die Einleitung ist ebenfalls kürzer geraten und Einzelbiographien wie in Bossa Nova wurden der schieren Flut an klassischen Studio One–Alben geopfert, was einerseits nachvollziehbar ist, den »Sich-im-Buch-verlieren«-Faktor aber deutlich schmälert. Alles in allem ist auch The Cover Art of Studio One Records wieder ein liebevoll erstellter Bildband, gemacht von Leuten, die wahrscheinlich mehr Kompetenz und Fachwissen im kleinen Finger/Expeditregal haben, als sonst irgendwer außerhalb der West Indies – textlich aber wäre mehr Tiefgang und eine bessere Orientierungshilfe durch das unerschöpfliche Å’uvre des Studio One wünschenswert gewesen.