Review

Billy Dalessandro

Cracktime

Soniculture • 2011

Aus Chicago zu kommen, mehr oder weniger Zeitzeuge der Geburt von House-Music und mit Larry Heard per du sein, und sich trotzdem nicht der Tradition verpflichtet fühlen, die die Heimatstadt mit sich bringt? Das schaffen nur die wenigsten in der »windy city«. Einer davon ist Billy Dalessandro, der seit 1999 Platten veröffentlicht und zwar größtenteils Minimal Techno. Interessanterweise bedient er damit bloß eine Nische in den USA, weshalb er seither auf Labels in anderen Ländern ausweichen muss, um seine Musik zu veröffentlichen. Nach Gastspielen beim Berliner Resopal-Label und bei Harthouse Mannheim ist der US-Amerikaner seit Polis vor zwei Jahren beim portugiesischen Label Soniculture, das mit großem Erfolg in Lissabon und Umgebung Techno-Shows veranstaltet und die regionale elektronische Musikszene fördert. Das ist auch dem Kompakt-Label aus Köln nicht entgangen, das nun in Kooperation mit Soniculture deren Platten vertreibt. Nachdem Billy Dalessandro eine Zeit lang auch andere Einflüsse, wie Hip Hop oder Funk, in seinen Produktionen zuließ, widmete er sich wieder verstärkt dem Diktat des 4/4-Taktes. Auf seinem fünften Album Cracktime erwarten den Hörer trotzdem nicht nur durchgehend Dancefloor-Nummern, sondern auch verkopfteres Material, das die kreative Bandbreite des Produzenten Dalessandro unter Beweis stellt.