Review

Sóley

We Sink

Morr Music • 2011

Wie bitte? »Elfen-Gelispel zum Einmummeln und Abschalten«? Ja, so lautet tatsächlich die voreilige Resümee-Notiz zum Longplaydebüt von Sóley Stefánsdóttir (bisher Keyboarderin bei der isländischen Folkpop-Combo Seabear). Der Autor spielte dann We Sink zum Glück doch noch einige Male und zählt es nun zu seinen Lieblingsplatten von 2011. Wie erklärt sich also die anfängliche Reserviertheit? Nun, das Intro-Stück I’ll Drown gemahnt mit lang ausklingenden Klavierakkorden und Du-ziehst-mich-in-die Tiefe-Bezichtigungen schon etwas an die österreichische Tragödin Anja Plaschg (aka Soap & Skin). Und wenn dann in Smashed Birds Traumvisionen wie »I walked the road when I realized my death/The road had notes about my pity little past« folgen, ist der Schalk erstmal nicht so leicht auszumachen wie bei Coco Rosie. Aber im Verein mit knartzenden Gitarrenbünden, cleveren Perkussion-Ideen (Kochtöpfe, Tischtennisbälle) und unverkennbarem Pop-Gespür wirkt auch die lakonisch-mädchenhafte Phrasierung stimmig. Oder sie bekommt, mit viel Hall versetzt, sogar etwas lasziv-hypnotisches, wenn in And Leave zu langsam klopfender Beatbox und Wummerorgel frohlockt wird: »Drink my wine and I will dance for you« – bevor ein paar Zimmer weiter eine Twang-Gitarre erklingt und zuletzt alles in feierliche Mantra-Chöre mündet. Selbst auf Piano, Orgel und Gesang reduziert wird der Spannungsbogen gehalten. Da trifft in Kill The Clown Satie-hafte Melodik auf Lynsey-de-Paul’sche Prägnanz. Obwohl das Schifferklavier in Fight Them Soft schon ziemlich viel Wasser abbekommen zu haben scheint, wird im waltzenden About Your Funeral mit rhythmischem Gezischel und allem Vaudeville-Bimbam (Leierkasten, Glockenspiel) erst noch richtig gefeiert bevor, uns der Strudel zu Neptun zieht – und die Sonne gleich zweimal untergeht. Gute Reise!

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