Review

Sharon Jones

I Learned The Hard Way

Daptone • 2010

Ob mit dem verschrienen Reibeisen oder der prägnanten, voluminösen und durchdringlichen Seite ihres stimmgewaltigen Organs – wenn Sharon Jones (nicht zu vergessen: Die Dap-Kings) erst einmal loslegt scheint es, als sei jede einzelne Pore ihres Körpers den Geist von Memphis gleichermaßen zu atmen und zu schwitzen. Dieses Organ spült die ganze Armada der mit dem Etikett »Retro-Soul« beklebten Soulpüppchen mit der Leichtigkeit einer Oktave im Vorbeigehen weg. Diese Frau ist der Inbegriff der Authentizität und sollte nicht mit Amy Winehouse, sondern mit Carla Thomas verglichen werden. Schon der Eröffnungssong The Game Gets Old ihres vierten Albums I Learned The Hard Way lebt vom einem gewaltigen Arrangement und müheloser Melodiebeherrschung, die an Großtaten des Stax-Souls erinnert. Die Produktion ist auf den Punkt, die Band sucht ihresgleichen und die auf analoge Maschinenbänder gebannte Aufnahme hüllt das Volumen in Wärme. Ob auf einem klagenden Straßenfunk I Still Be True) einer variantenreichen Big-Band-Hymne Without A Man oder einer um den Pathos entstrippten Sam Cooke-Reminiszenz Mama Don’t Like My Man – die Frau beherrscht alle Spielarten und zieht alle Register.