Review

Of Montreal

Paralytic Starks

Polyvinyl • 2012

Seitdem sich Beck vornehmlich damit beschäftigt, seine Lieblingsalben eins zu eins zu rekonstruieren oder alte Helden (bzw. wie im Fall von Gainsbourg, dessen Tochter Charlotte) zu produzieren und es auch um Ween und Bobby Conn ruhiger geworden ist, entwickeln sich die aus Athens, Georgia stammenden Of Montreal zu den verlässlichsten Lieferanten quirligen Zitapops aus den USA. Alle zwei Jahre lockt Of-Montreal-Kopf Kevin Barnes in mal glamourös-psychedelische, mal disco-infizierte Artpop-Landschaften, wo 10cc, Queen und Sparks ihr Stelldichein feiern. Statt aber bloß ein weiteres Mal seine Retro-Expertise zur Schau zu stellen, behandelt Barnes in seinen neuen Stücken variantenreich die Frage, weshalb sich auch im Informationszeitalter die archaisch-gewaltvollen Methoden der Konfliktlösung durchzusetzen scheinen. Ob er den Rekruten-Fang per Werbetrailer (»We Will Commit Wolf Murder«) oder das Politische im Privaten (»Spiteful Intervention«) beleuchtet: Stets werden jene Siebziger-Jahre-Referenzen dazu verwendet, ganz gegenwärtige Dämonen zu verscheuchen. Und das bisschen amouröse Nabelschau im Querflöten-verzierten Bossa-Nova-Stück Maletic Dowery oder in der ELO-Verbeugung Dour Percentage lässt man sich gern gefallen, wenn bei einer solchen (fast einstündigen) Achterbahnfahrt so glanzvolle Popsongs entstehen wie im Falle des elften Of-Montreal-Albums.